"Wunder gibt es immer wieder"

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Wunder gibt es immer wieder
Oluşturulma Tarihi: Mart 18, 2010 16:50

Dabei sein ist längst nicht immer alles - auch nicht für Deutschlands neue Song-Contest-Hoffnung Lena Meyer-Landrut. Schon gar nicht mit Übervater Stefan Raab im Rücken. "Verlierer verachtet Raab wie kein anderer im deutschen Showgeschäft. Er will gewinnen, er will alles, und dies bis zur letzten Sekunde", schreibt Grand-Prix-Experte Jan Feddersen in einem gerade erschienenen Buch.

Haberin Devamı

Auf jeden Fall gibt es Dinge, die Kandidaten tunlichst vermeiden sollten. Verboten etwa sei "eine Körperhaltung, die uns, dem Publikum, anzeigt: Die hat ja Angst!", schreibt Feddersen im Buch "Wunder gibt es immer wieder". "Ein Blick voller Selbstvertrauen ohne hochnäsigen Zicken-Appeal ist keine schlechte Idee, wenn es ums Ganze geht." So habe Céline Dion 1988 auf der Bühne darüber hinwegtäuschen können, "dass sie sich in der Probenwoche eher wie Aschenputtels Stiefmutter aufgeführt hatte" - und gewann. "Auch Vicky Leandros' Krönungsdarbietung wäre ohne ihre huldvollen Handbewegungen und die wochenlang eingeübten Augenaufschläge gescheitert, da sie zuvor den Eindruck vermittelt hatte, sie habe es nicht nötig, um Stimmen zu werben - sie schien nur akklamiert werden zu wollen."

Kein einschläferndes Lied
So weit zur Show - aber was ist mit dem Lied? "Wer gewinnen will, muss nicht über eine exzeptionelle Komposition verfügen, auch der Text muss nicht aus den Tiefen der europäischen Liedromantik stammen", meint der "taz"-Journalist, der als Grand-Prix-Experte auf der offiziellen deutschen Eurovisions-Website einen Blog betreibt (http://eurovision.blog.ndr.de). In jeder Hinsicht reiche ein Song, der nicht mit allem breche, was in der jeweiligen Ära als Wohlklang empfunden wird. In den 70er Jahren wäre zum Beispiel Punk definitiv zu früh gewesen. Und Soul schien, "selbst in der teutonischen Variante einer Joy Fleming, in der gleichen Dekade zu pompös". Erlaubt waren damals Harmonien und Rhythmen im Disco-Stil, "sonst hätten Baccara keine Beachtung gefunden". Feddersen: "Ein Lied, einerlei, aus welcher Tradition es schöpft, sollte als schön wahrgenommen werden, weder einschläfern noch ohrenfräsend laut sein." Auch wenn Lena und Raab vielleicht lieber mit dem gemeinsam verfassten Titel "Love Me" nach Oslo gereist wären: Einschläfernd ist auch der Song "Satellite", für den sich das Publikum letztlich entschieden hatte, nicht. Zwar ein etwas spezieller Pop-Song, mit viel Sprechgesang, aber immerhin im Stile erfolgreicher junger britischer Songschreiberinnen wie Kate Nash oder Adele.

Ein Buch voller Grand-Prix-Wissen
Die 18- Jährige aus Hannover sei eben anders, sagt ihr Entdecker Raab gern. Zu anders für den Eurovision Song Contest (ESC)? "Wichtig ist, dass ein Lied einfach sein muss, auf Anhieb erkennbar, jedoch, und dies ist kein unwichtiges Detail, nicht wie eine olle Kamelle rüberkommt", schreibt der Autor. Es dürfe weder unter- noch überfordern. Auf knapp 300 Seiten liefert er in seinem "ultimativen Kompendium" zum größten Musikevent Europas jede Menge Fakten, Hintergrundwissen und Anekdoten. Auf 90 Seiten gibt er eine Übersicht über jeden Wettbewerb - vom Start 1956 in Lugano bis Moskau 2009. 1155 Bands und Solosänger gaben Ihr Bestes, 51 Länder haben teilgenommen und 25 von ihnen gewonnen, darunter mehr Frauen als Männer. Für jedes Teilnehmerland listet er sämtliche Platzierungen auf. So lässt sich noch einmal nachlesen, dass Finnland, seit 1961 am Start, 2006 erstmals gewann. Portugal, seit 1964 dabei, bislang noch nie. Und Irland, seit 1965 mit von der Partie, mit sieben Siegen Spitzenreiter ist. Was den ESC so schwierig und unberechenbar mache? "Ein Lied und eine Performance zu finden, auf die sich ein so unterschiedliches Publikum einigen kann. Wer die Formel des Sieges hat, kann gewinnen - aber diese Formel ändert sich von Jahr zu Jahr." Eines aber bleibe immer gleich: "Siegen kann nur, wer diesen Abend aller Abende zu seinem eigenen macht, wer sich nicht von Vorschusslorbeeren irritieren lässt, wer es aushalten kann, nicht zu den Favoriten gezählt zu werden, und wer schließlich auf der Bühne drei Minuten lang etwas abliefert, das die Menschen berührt", erklärt Feddersen. "Auf dieses Vermögen, auf das Erreichen von Herzen und Seelen kommt es an, und an dieser Gabe, die sich jedem Training entzieht, scheitern die allermeisten Wettbewerbsteilnehmer." Dabei sein ist eben nicht alles. Obwohl: Beim letzten Grand Prix in Oslo 1996 war Deutschland noch nicht einmal dabei - das einzige Mal in der Eurovisions-Geschichte.
Grand-Prix-Website: www.eurovision.de Feddersens
Blog: http://eurovision.blog.ndr.de
Das Buch:
Jan Feddersen: Wunder gibt es immer wieder
Aufbau Verlag, Berlin
14,95 Euro
ISBN 978-3-7466-7074-4

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