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Die Schwimmwesten im Flugzeug zu erklären, ist ihr Standardprogramm. Ebenso gehört es dazu, bei Turbulenzen mit einem Tablett zu hantieren. Die Arbeit als Flugbegleiter ist aber mehr als ein Kellnerjob über den Wolken. Denn im Notfall tragen sie eine große Verantwortung. Derzeit suchen die zwei größten deutschen Fluggesellschaften wieder nach neuen Flugbegleitern. Mittelfristig benötigt die Lufthansa nach eigenen Angaben 1600 neue Kabinenmitarbeiter. Air Berlin braucht Flugbegleiter für die Stationen in München und Nürnberg. Die Ausbildungsinhalte sind relativ ähnlich.
Größe und Sprachkenntnisse sind wichtig
Ein einheitlich geregelter Ausbildungsberuf ist der Flugbegleiter nicht, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg erläutert. Vielmehr handelt es sich bei der Ausbildung um einen Lehrgang, dessen Vorschriften von den jeweiligen Trägern abhängen.
So ist die Art des Schulabschlusses für Bewerber bei Air Berlin nicht so wichtig. Um an einem sechswöchigen Training teilzunehmen, müssen sie aber eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Auch die Körpergröße ist entscheidend. Bewerber bei Air Berlin müssen mindestens 1,65 Meter groß sein, bei der Lufthansa sind es 1,60 Meter. Das ist wichtig, damit sie an die Gepäckfächer an Bord kommen. Noch entscheidender sind Sprachkenntnisse. Neben Deutsch müssen Bewerber vor allem Englisch können. "Das ist die Sprache der Luftfahrtbranche", erklärt Nadine Bernhardt von Air Berlin. Außerdem seien Spanischkenntnisse von Vorteil, da die Fluggesellschaft viel in dem Land unterwegs ist.
Teamarbeit auf engem Raum
Bewerber müssen außerdem in der Lage sein, längere Zeit auf engem Raum mit anderen zusammenzuarbeiten. Daher gilt: "Flugbegleiter müssen teamorientiert sein", sagt Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty in Frankfurt/Main. Und sie müssen sich schnell in die Mannschaft integrieren - eine lange Eingewöhnungsphase gibt es nicht.
Flugbegleitern sollten außerdem klar sei, dass sie viel unterwegs und damit oft nicht zu Hause sind. Wartet dort der Freund, kann der Duft der weiten Welt leicht an Reiz verlieren, gibt die Unabhängige Flugbegleiter Organisation in Mörfelden-Walldorf zu bedenken. Das Einkommen ist zudem nicht gerade üppig: Die BA gibt als Richtwert für die Grundvergütung 1415 Euro brutto im Monat an, bei der Lufthansa sind es rund 1530 Euro. Hinzu kommen eine Schichtzulage, Urlaubsgeld und ein tageweises Abwesenheitsgeld während der Einsätze.
Notfälle werden geübt
Sind Telefoninterviews, Vorstellungsgespräche oder Assessment-Center überstanden, kann die Ausbildung beginnen. Bei der Lufthansa werden angehende Flugbegleiter acht Wochen lang in Frankfurt/Main oder München geschult. Der Kurs besteht vor allem aus zwei Komponenten: Sicherheit und Service. Der erste Punkt ist der wichtigste bei der Arbeit als Flugbegleiter. Unter realistischen Bedingungen lernen die Anfänger zum Beispiel, ein Flugzeug über Notrutschen zu evakuieren. "Das Szenario einer Notwasserung wird geübt", sagt Lamberty. Die angehenden Flugbegleiter müssen es schaffen, die Hälfte der Passagiere in 90 Sekunden heil aus dem Flieger zu bringen. Dabei müssen sie Ruhe bewahren, egal was kommt. Das Problem: Sie wissen vorher nicht, welche Notrutsche bei der Übung eventuell blockiert ist.
Für zartbesaitete ist die Ausbildung nichts
Auch die Brandbekämpfung gehört zur Ausbildung dazu. Geübt wird mit echtem Feuer oder mit Licht- und Raucheffekten in Kabinennachbauten. Die Auszubildenden müssen eine Brandschutzhaube aufsetzen und die Flammen bekämpfen. Dabei bekommen sie Tipps von ihren Ausbildern. "Man sollte sich dessen bewusst sein, dass das ganz schön stressig ist", sagt Lamberty. Für zartbesaitete Gemüter ist die Ausbildung daher nichts. Die Fluggäste wollen aber auch mit Essen und Getränken versorgt werden. Deswegen müssen die Auszubildenden sich damit vertraut machen, wie die Bordküche funktioniert. «Von Vorteil ist, wenn man Erfahrung in der Gastronomie mitbringt», ergänzt Lamberty. Es hilft, wenn sich Bewerber mit Wein auskennen, um die Passagiere zu beraten. Nach acht Wochen haben es die Auszubildenden dann aber geschafft. Sie können auf große Reise gehen. Doch das bedeutet nicht, dass sie nicht noch weiter lernen können. Einmal im Jahr müssen sie ihr medizinisches Wissen auffrischen und etwa üben, wie man einen Defibrillator verwendet oder jemanden auf andere Weise wiederbelebt.
INFO: Fortbildungen für Flugbegleiter
Für Flugbegleiter gibt es etliche Fortbildungsangebote. Sie können ihre Sprachkenntnisse verbessern oder mehr über die verschiedenen Kulturen lernen. In einigen Kursen lernen sie etwa, dass Asiaten schneller frösteln als andere Menschen. Ihnen sollten sie daher eher eine Decke anbieten. Außerdem erfahren sie, dass Frauen aus dem arabischen Raum vielleicht nicht angesprochen werden dürfen. Auch das Ende der Karriereleiter ist mit der fertigen Ausbildung noch nicht erreicht. Danach bietet sich etwa eine Fortbildung zum Kabinenchef - dem «Purser» - oder First-Class-Flugbegleiter an. Flugbegleiter können sich aber auch zum Ausbilder schulen lassen.