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Der moderne Student quält sich morgens nicht mehr aus dem Bett, um seine Vorlesungen zu besuchen. Er schaltet kurz seinen Laptop ein und lässt sich vom Professor per Podcast berieseln. Das könnte man meinen, wenn man sich vor Augen hält, was E-Learning heute alles möglich macht. Die Realität des Durchschnitts-Studenten sieht aber anders aus. Es gibt zwar an etlichen Hochschulen virtuelle Lehrangebote, die vieles erleichtern. Das altmodische Büffeln in der Bibliothek und im Hörsaal können sie aber nicht ersetzen.
Entwicklung nicht so revolutionär
Jede Uni, die etwas auf sich hält, hat heute ein eigenes E-Learning-Zentrum. Das hat aber nicht dazu geführt, dass Studenten sich nur noch in 3D-Hörsälen im Stil von "Second Life" treffen statt auf dem Campus. "Die Entwicklung ist nicht so revolutionär, wie das vor einigen Jahren aussah", sagt Klaus Wannemacher vom Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover. Virtuelle Welten mit Avatar-Studenten seien an Präsenzhochschulen die Ausnahme. Ziel sei heute statt einer rein virtuellen Lehre das "Blended Learning", erklärt Wannemacher. Der Begriff lässt sich mit "kombiniertem Lernen" übersetzen: Pauken im Cyberspace und auf dem Campus sollen sich ergänzen. Die einfachste Version ist, Studenten online Begleitmaterial zu Veranstaltungen anzubieten. "Praktisch jede Hochschule hat heute dafür eine Internet-Plattform", sagt Prof. Ulrik Schroeder von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Der Handapparat ist heute also ein digitaler Ordner auf einer Lernplattform wie Moodle, Ip-stud oder Ilias.
Praktisch vor einer Prüfung
Mit solchen Angeboten lasse sich der Stoff gut vor- und nachbereiten, sagt Wannemacher. Das gelte auch für Video-Aufzeichnungen von Vorlesungen, ergänzt Schroeder, der zum Thema computerunterstütztes Lernen forscht. Sie seien beim Wiederholen des Stoffs vor einer Prüfung praktisch: "Wenn ich am Ende des Semesters zum Beispiel wissen will, wie der Professor den Beweis in der siebten Woche nochmal erklärt hat." Das erleichtert eigenständiges Lernen. "Der Vorteil ist, dass man sich selbst einteilen kann, wann und wie lange man lernt", sagt Annabell Preußler, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Mediendidaktik und Wissensmanagement der Uni Duisburg-Essen.
Didaktisch aufs Online-Lernen abstimmen
Eine ausgeklügelte Technik allein mache noch keine gute Lehre aus, führt Preußler aus. So werde Frontalunterricht nicht dadurch besser, dass er im Internet zu sehen ist. Für Vorlesungen bedeutet das: "Einfach abfilmen bringt nicht viel." Derartige Online-Angebote müssten didaktisch auf das Lernen im Internet abgestimmt werden. Sinnvoll seien dabei etwa begleitende Zusatzaufgaben, die beim Verständnis der Vorlesung helfen. Virtuelle Klassenzimmer bieten auch Gelegenheiten zum Austausch mit Kommilitonen. In ihnen können Studenten nicht nur den Dozenten, sondern auch die Mitstudenten über eine Webcam sehen. Und nebenbei besteht die Möglichkeit, gemeinsam auf online gespeicherte Dokumente zuzugreifen. Das hat auch einen psychologischen Effekt: Es motiviere, gemeinsam mit anderen zu lernen, erläutert Preußler.
Aktiv mitmachen und das Gelernte reflektieren
Um solche Gruppenarbeit zu fördern, setzen die Unis verstärkt auf Web-2.0-Lernhilfen: In Wikis und Blogs werden Antworten auf Seminarfragen nach der Mitmach-Methode zusammengetragen. "Wichtig ist es, die Studenten untereinander zum Diskutieren zu bringen", sagt Schroeder. "Es geht darum, weg vom Berieseln und hin zum aktiven Reflektieren zu kommen."