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Warum nicht auch in die Türkei?, dachte sich Youth for understanding und entwickelte für Sommer 2012 ein Programm, bei dem deutsche Jugendliche für drei Wochen in die Türkei gehen. Sie machen Workshops in Samsun und Trabzon zum Schwerpunkt Film, in Alanya zur Schülerzeitung und in Istanbul zum Theater. Für eine Woche leben sie in einer türkischen Gastfamilie. Die Essener Mercator-Stiftung fördert alle mit Stipendien. Eine tolle Initiative zur Vertiefung der deutsch-türkische Freundschaft.
Kennen Sie das größte islamische Land der Welt? Vielleicht haben Sie schon gehört, dass es Indonesien ist. Ich war diese Woche mit einer Delegation dort, um zu sehen, wie es gelingen kann, Fachkräfte für Deutschland zu gewinnen. Junge Leute sagten mir, sie wollten nur gerne für wenige Jahre nach Deutschland, um dann zurück in die Heimat und zu den Familien zu gehen. Dies kam mir bekannt vor. Hatte dies nicht auch die erste Generation von türkischen Gastarbeitern gesagt? Oft stand der Koffer in der Wohnung bereit, aber er wurde nie wieder gepackt. Für viele sind aus wenigen nunmehr 50 Jahre geworden. Vielleicht sollten die neuen Einwanderer mit den Türken sprechen, um zu hören, wie das Leben oft so spielt.
Zweites Ziel meiner Reise war Vietnam. Im Gegensatz zu Indonesien ist in diesem aufstrebenden Land die Regierung aktiv an der gesteuerten Emigration junger Leute interessiert, weil man sich von Auswanderern neue Impulse für die Internationalität der Wirtschaft verspricht - durch die Rücküberweisungen an die Familien, den Know-How-Transfer, neue Kontakte und als Fachkräfte zurückkehrende Landsleute. Das ist Zirkuläre Migration, wenn man einige Jahre im einen und einige Jahren im anderen Land lebt. Zur besseren Umsetzung brauchen wir noch flexiblere Visaregelungen.
Türken und Vietnamesen waren zunächst 1990 die Opfer der Wiedervereinigung. Im Westen Deutschlands wurden türkische Familien Opfer von Brandanschlägen, in Ostdeutschland gab es Übergriffe gegen Vietnamesen. Die ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter, unter schrecklichen Bedingungen ohne Familie im Kommunismus ausgebeutet, mussten nach der deutschen Einheit viel Aggression erleiden und wurden sehr bald zur Ausreise gedrängt. Dass heute wieder Vietnamesen gerne nach Deutschland kommen, zeigt, dass sich unser Land zum Positiven verändert hat.
Die Ablehnung der Einwanderer hatte nach 1990 übrigens nichts mit Religion zu tun. Christliche oder buddhistische Vietnamesen wurden ebenso Opfer wie muslimische Türken. Vielfalt und Toleranz zwischen den Religionen und Kulturen - das macht Länder wie Indonesien stark und davon können auch wir, Deutschland und Türkei, lernen. Wer jeden seinen Glauben leben lässt, wer den Bau von Moscheen und Kirchen erlebt, wird stärker und nicht schwächer. Das wusste schon vor 250 Jahren Friedrich der Große.