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- Und was machen sie konkret in diesem Programm?
Wir bilden Erzieherinnen und Erzieher kontinuierlich fort. Sie kommen einmal in einem halben Jahr zu einer Fortbildung und erfahren, wie sie mit Kindern zu Themen wie Wasser, Luft, Licht und Farben experimentieren oder was man mit Magneten im Kindergarten machen kann. Wir richten uns mit unseren Angeboten an alle Kinder im Kindergarten im Alter von 3 bis 6 Jahren. Kind ist für uns Kind, egal ob Mädchen, Junge, behindert, nicht behindert oder ob es deutsche Herkunft hat oder nicht, spielt für uns keine Rolle. Denn die Begeisterung und das Interesse für Naturwissenschaften und Technik sind im Kindergartenalter bei allen Jungen und Mädchen gleich. Es gibt Studien darüber, dass erst am Ende der Grundschule, also 5 Jahre später, die Jungs in Technik und Naturwissenschaften den Mädchen zwei Jahren voraus sind.
Wir stellen aber fest, dass unser Programm immer dann besonders gut funktioniert, wenn Eltern, deren Kinder davon erzählen, dass sie in der Kita geforscht haben, das zuhause aufgreifen und ihre Kinder ermutigen und sagen, "Zeig mir doch mal, was du gemacht und beobachtet hast". Das Forschen erfährt bei den Kindern dann zusätzlich an Bedeutung, weil sich auch die Eltern damit beschäftigen. Wir stellen aber auch fest, wenn das Kind zwei oder drei Mal ansetzt zuhause zu erzählen, und der Vater oder die Mutter kein Interesse zeigt, dann hört das Kind auf zu erzählen. Es fehlt ihnen die Bezugsperson, mit der sie Dinge, die sie erfahren haben noch einmal besprechen können.
- Glauben Sie Eltern mit Migrationshintergrund befassen sich ausreichend mit der Erziehung ihrer Kinder? Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?
Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen begleiten die Bildung ihrer Kinder anders. Es scheint auch so zu sein, dass manche Eltern mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem eher zurückhaltender sind. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir es schaffen können, die Eltern dieser Kinder für dieses Programm zu begeistern. Wenn die Eltern gar nicht wissen, was im Kindergarten passiert, können sie ihre Kinder auch nicht darauf ansprechen. Dem folgte dann der Gedanke, ob wir in Deutschland nicht Menschen finden, die in technischen Berufen arbeiten, also eine gewisse eigene Begeisterung mitbringen, und einen Migrationshintergrund haben, also die Sprache der Eltern sprechen. Mit dem Projekt „Technikpaten“ versuchen wir, diese Menschen als Patin oder Pate für einen Kindergarten zu gewinnen, in dem vielleicht auch viele türkische Kinder sind. Sie können dann auch an Elternabenden den Eltern in ihrer Muttersprache erzählen, was das „Haus der kleinen Forscher“ macht. Das ist der Kern dieses Projekts, das wir gemeinsam mit der DB Services und der Hürriyet machen.
- Welche Experimente kommen bei Kindern am meisten an?
Was immer toll ist, ist wenn man Effekte hat, die sie nicht erraten können. Wenn sie zum Beispiel einen Kaffeefilter nehmen und malen mit einem schwarzen Filzstift einen Punkt darauf und tropfen ein bisschen Wasser drauf. Da das Filterpapier sehr saugfähig ist, geht das Wasser nach Außen weg und nimmt Teile der Farbe mit. In der Chemie heißt das Chromatographie. Da das Schwarz nicht aus einer Farbe besteht, wovon man in erster Linie ausgehen würde, sondern aus einem Farbgemisch, das auch unterschiedlich im Wasser löslich ist, werden die Farben, die im Wasser sehr gut löslich sind weiter rausgezogen auf diesem Kaffeefilter. Und die Farben, die nicht so gut löslich sind, bleiben relativ nah am schwarzen Punkt. Man bekommt dann ein kreisförmiges Bild mit Farbmuster in Grün-, Rosa- und Blau-Tönen. Dieses Experiment ist sehr verblüffend, weil man so einen Effekt nicht erwartet.
- Wie wollen sie den Erfolg des Projektes "Technikpaten" bei den Kindern, Eltern und Erzieherinnen und Erziehern messen?
Dadurch dass wir auch durch die Bundesregierung und aus dem Bundesforschungsministerium finanziell unterstützt werden und die Bundesbildungsministerin Annette Schavan die Schirmherrin des „Hauses der kleinen Forscher“ ist, sind wir natürlich angehalten, alles was wir tun wissenschaftlich zu begleiten, zu evaluieren und am Ende auch den Erfolg nachzuweisen. Es gibt tatsächlich schon eine Reihe von Studien. Wenn Sie sich die Erzieher anschauen, die im Kindergarten arbeiten, sehen wir, dass sie zu 98 % Frauen sind. Und wenn sie die fragen, was ihnen einfällt, wenn sie an Physik oder Chemie denken, werden die meisten sagen, das habe ich in der Schule nicht gekonnt und deswegen bin ich Erzieherin geworden, um damit nichts zu tun zu haben. Deswegen basteln oder singen sie mit den Kindern oder machen bisschen Sport. Aber naturwissenschaftliche Experimente macht sie sicher nicht, weil sie selber es nicht kann. Das heißt, die größte Herausforderung dieses Programms ist es, diese Erzieherinnen zu motivieren, sich zu trauen mit Kindern zu forschen.
Das wichtigste Ergebnis ist, dass die Erzieherinnen nach den Fortbildungen des „Hauses der kleinen Forscher“ große Freude und Spaß am Experimentieren mit Kindern haben. Die Kindergärten, die mit uns zusammenarbeiten, haben die Möglichkeit zu forschen und zu experimentieren, die sie vorher nicht hatten. Durch frühe spielerische Heranführung von Kindern an naturwissenschaftliche und technische Fragen und Herausforderung werden auch Fähigkeiten wie Geduld oder Beobachtungsgabe verbessert. Und schließlich reden die Kinder auch über ihre Erfahrungen und verbessern dadurch auch ihre Sprachfähigkeiten. Was wir aber heute noch nicht wissen ist, ob die Kinder in 10 Jahren Ingenieur werden.
- Wie ist das Programm bundesweit organisiert? An wen müssen sich die Kitas wenden, die sich für dieses Projekt interessieren?
Die Teilnahme an der Initiative „Haus der kleinen Forscher“ ist für Kitas, und damit für die Kinder und Eltern völlig kostenfrei. Wir haben bundesweit 207 Netzwerkpartner, die dieses Programm mit uns umsetzen. Auf unserer Homepage www.haus-der-kleinen-forscher.de kann man nach dem Netzwerk in seiner Region suchen. Das können ganz unterschiedliche Institutionen sein: In Berlin ist es die Industrie- und Handelskammer, in München ist es die Stadt München und das Jugendamt, die ja auch selber Kindergärten betreiben. In Köln ist es die Caritas und in Frankfurt ist es das städtische Jugendamt.
Die Kindergärten, die mitmachen wollen, können über unsere Homepage die Ansprechpartner für ihre Region herausfinden. Und dann müssen sie nur noch anrufen und sagen, dass auch sie ein „Haus der kleinen Forscher“ werden wollen. Und dann geht es schon los.