Türken in Großbritannien
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Am letzten Wochenende war ich in London in der Royal Albert Hall bei der „Last Night of the Proms", dem größten Kulturfestival der Welt. Stark, wie die Briten große Kunst verbinden mit ihrer nationalen Identität. Rule Britannia so feiern 8000 Menschen und Millionen an den Fernsehbildschirmen in der ganzen Welt ihr Land und ihre Tradition ohne jede Überheblichkeit.
Wie jeden Samstag wollte ich auch in London meine Hürriyet kaufen. Neben fünf arabischen Zeitungen gab es auch die Hürriyet an vielen Kiosken. Es ist die gleiche Ausgabe, die auch in Deutschland erscheint. Ein ungewohntes Gefühl, im Zeitungsladen in London meine Kolumne zu sehen und ich verstehe, dass nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa viele Türken die Europaausgabe mit dieser Kolumne lesen. Als Schreiber sollte man also nicht nur deutsche, sondern europäische Themen aufgreifen. Auch dies zeigt in Zeiten der Eurokrise, wie eng die Länder zusammengewachsen sind. Deshalb wende ich mich diesmal nicht nur an die Türken in Deutschland, sondern ganz bewußt an die Türken in Großbritannien, an die, die in Mayfair oder in Westminister, in Manchester oder in Wales leben.
Ihr Weg nach Europa war ein anderer als der, den die vor 50 Jahren nach Deutschland gekommenen Türken gegangen sind. Ca. 500.000 Türken leben heute in Großbritannien, die meisten in London. 150.000 von ihnen sind türkische Staatsbürger, aber 350.000 sind Türken aus Zypern. Seit Zypern zum britischen Empire gehört waren sie eng mit Großbritannien verbunden. Und als Zypern 1960 unabhängig wurde und die Konflikte zwischen griechischen und türkischen Zyprioten eskalierten, wanderten viele Türken aus nach Großbritannien. So gibt es doch, eher zufällig, einen Zusammenhang zwischen der Unabhängigkeit Zyperns 1960 und dem Anwerbeabkommen mit Deutschland 1961. In der gleichen Zeit begann aus unterschiedlichen Gründen die türkische Einwanderung. Inzwischen findet ein reger Austausch statt und mancher Türkeistämmige aus Deutschland ist ebenfalls nach England ausgewandert.
Eine ganz besondere Erfolgsgeschichte habe ich ebenfalls eher zufällig kennenlernt. Im alten Londoner Stadtteil Mayfair zwischen Picadilly-Circus und Hyde-Park habe ich einem Sofra-Restaurant gefrühstückt. Es ist das einzige türkische Restaurant, dass es in die Bewertung des Michelin-Führers gebracht hat. Der Chef Hüseyin Özer, der als Straßenkind ohne Eltern in Ankara lebte und in Sihhiye in öffentlichen Toiletten geschlafen hat, gründete später, als er nach London kam, die Sofra-Restaurants, die mit hoher Qualität der Lebensmittel betrieben werden.
Sein Motto, das auf türkisch und englisch auf jeder Speisekarte steht, lautet: „If it is not Your taste, I will eat it myself.“ (Begenmeyenin yemegini ben yerim).
Die Küche ist aber so hervorragend, dass alle Gäste seine Speisen gerne selbst genießen.
Diesmal: Ein Gruß nach London, an alle Türken in der Olypiastadt 2012.