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Die Hauptnachrichtensendungen im deutschen Fernsehen neigen laut einer Studie dazu, Terrorismus zu inszenieren. "Zugleich gibt es kaum Berichte über die Ursachen des Terrorismus", sagte der Jenaer Kommunikationspsychologe Wolfgang Frindte. Er plädierte dafür, sachlicher über Terrorismus zu berichten. "Sonst spielen die Medien den Terroristen in die Hände." Deren Ziel sei es, Angst und Schrecken zu verbreiten.
Medien lassen sich von den Terroristen ausnutzen
In der Studie haben Frindte und sein Team von der Friedrich-Schiller-Universität die Terrorismus-Berichterstattung in den Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 von August 2007 bis Februar 2009 analysiert. Das waren rund 1200 Beiträge. Zudem wurden 100 Menschen mit zeitlichen Abständen dreimal befragt, um Zusammenhänge zwischen den Berichten und Einstellungen in der Bevölkerung zu ermitteln.
"Die Öffentlich-Rechtlichen berichten häufiger über Terrorismus, bei den Privaten wird mehr emotionalisiert und dramatisiert", schilderte Frindte die Ergebnisse. "Da fließt mehr Blut, da werden mehr Nahaufnahmen gezeigt und die Sprache ist dynamischer." Zwar berichteten die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF visuell zurückhaltender, doch sei eine Annäherung des ZDF an die Nachrichten im Privatfernsehen zu beobachten.
Kritisch sieht Frindte, dass bei den Berichten der Eindruck entstehe, Deutschland liege im Zentrum der Terrorgefahr. Teils werde nach dem Motto "so könnte es kommen" berichtet, als ob ein Anschlag schon Realität wäre. Bei den Zuschauern - vor allem denen von Privatsendern - entstehe der Eindruck einer allgegenwärtigen Gefahr. Frindte: "Die Medien lassen sich so von den Terroristen ausnutzen."
Angst vor Muslimen wird geschürt
Zwar sei die Berichterstattung nicht darauf angelegt, doch letztlich schüre sie eine generelle Angst vor Muslimen, erklärte der Wissenschaftler. "Sie werden für den Terrorismus verantwortlich gemacht. Wir haben es hier aber mit einer kleinen Gruppe von Fundamentalisten zu tun." Zudem habe sich in Experimenten gezeigt, dass die Machart von Fernsehbeiträgen Auswirkungen auf die Zuschauer hat. "Werden Soldaten in Afghanistan erst als Brunnen- oder Brückenbauer und dann als Anschlagziele gezeigt, ist die Wut bei den Zuschauern größer, als wenn sie erst im Kampf und dann als Anschlagziele zu sehen sind", erläuterte Frindte. Die Terrorgefahr dürfe keineswegs verharmlost werden, betonte der Professor. "Aber oft wäre es angebracht, den Ball flach zu halten."