Staatsbegräbnis für Terroropfer

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Staatsbegräbnis für Terroropfer
Oluşturulma Tarihi: Kasım 19, 2011 00:00

Woche für Woche schreibe ich hier über persönliche Erlebnisse, oft auch lustige oder launische. In dieser Woche bin ich nur entsetzt, erschüttert und zornig über die schrecklichen terroristischen Anschläge der nationalsozialistischen Untergrundgruppe.

Haberin Devamı

Ich selbst erinnere mich an den Linksterrorismus der Baader-Meinhof-Bande, der sogenannten RAF in den siebziger Jahren. Das ganze Land trauerte mit den Familien des Generalbundesanwalts Siegfried Buback, der auf dem Weg zur Arbeit erschossen wurde. Wir alle waren entsetzt, dass die Schwester des Patenkindes von Jürgen Ponto, dem Chef der Dresdener Bank, die Terroristen ins Privathaus brachte, wo diese ihn ermordeten. Und das ganze Land fieberte mit der Familie von Hanns-Martin Schleyer, der entführt und später ermordet wurde.

Wo war in den letzten Jahren dieses Mitgefühl mit den Familien, die Opfer der Nazis wurden? In der Tat: Es gab keinen Bekennerbrief der Täter, so dass niemand den politischen Hintergrund der Morde erkannte. Aber schon 2006 gab es eine Demonstration der Opferfamilien in Dortmund, wo diese um Hilfe riefen. Keine Partei und kein Medium hat dies wahrgenommen. Auch ich habe erst jetzt, aber nicht damals als Minister davon erfahren. Wir müssen uns dafür bei den Familien entschuldigen und es ist gut, dass der Bundespräsident sie ins Schloss Bellevue einlädt und dies stellvertretend für alle Bürger des Landes tut.

So wie wir alle die Namen der Opfer aus den 70er Jahren noch heute kennen, so sollten wir uns jetzt und auf immer an die Helden erinnern, die alle bei der Ausübung ihres Berufes ermordet wurden.

Enver Şimsek, türkischer Blumenhändler
Abdurrahim Özüdoğru, Inhaber einer Änderungsschneiderei
Süleyman Taşköprü, Obst- und Gemüsehändler
Habil Kılıç, Obst- und Gemüsehändler
Yunus Turgut, Döner-Verkäufer
İsmail Yaşar, Dönerbuden-Inhaber
Theodoros Boulgarides, Mitinhaber eines Schlüsseldienstes
Mehmet Kubaşık, Kioskbesitzer
Halit Yozgat, Internet-Cafe-Betreiber
Michele Kiesewetter, Polizistin

Sie hätten in Deutschland als Bürgerinnen und Bürger unseres Landes ein Staatsbegräbnis verdient.

Die Mutter von Solingen, Mevlüde Genç, hat immer gesagt, dass sie keinen Hass gegen "die Deutschen", sondern gegen vier Täter hat, die 1993 ihrer Familien unendliches Leid zufügten. Auch jetzt waren es nicht "die Deutschen", sondern zwei nationalsozialistische Mörder.

Die Großherzigkeit von Mevlüde Genç sollte aber auch die Deutschen anstecken. Wenn, wie am 11. September, islamistische Mörder Menschen töten, dann sollten wir nie wieder Muslime unter Generalverdacht stellen. Dann sollten auch wir sagen: es waren nicht "die Muslime", sondern es waren Einzeltäter, die bestraft werden müssen.

Die Chance dieser Tage besteht darin, gemeinsam zu trauern, gemeinsam Hass und Rassismus zu bekämpfen und endlich die Kategorien von "Wir" und "Ihr" zu verlassen.

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