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Der Winter hat in Deutschland erneut zugeschlagen: Schnee bedeckt seit Donnerstag das gesamte Land und hat die Reisepläne von Zehntausenden Menschen durchkreuzt. Neuschnee sorgte vor allem in einem Streifen vom Saarland über Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordbayern, Thüringen und Sachsen für massive Verkehrsbehinderungen. In Thüringen fiel in etwa 30 Orten die Stromversorgung aus. Bei Tausenden funktionierte daraufhin auch die Heizung nicht mehr. Unter der Schneelast waren Bäume umgestürzt und hatten Leitungen zerrissen. Die Arbeiter kämen kaum an die Reparaturstellen heran, weil manche mitten im Wald lägen, erklärte ein Sprecher. Bei der Suche nach Schäden wurden sie von Hubschraubern unterstützt.
Die heftigen Schneefälle in weiten Teilen Europas setzten dem Luftverkehr stark zu. Allein am Frankfurter Flughafen fiel am Donnerstag etwa jeder vierte von rund 1400 Flügen aus, wie die Betreibergesellschaft Fraport mitteilte. In der Nacht war Deutschlands größter Airport vier Stunden lang geschlossen worden. Mehr als 2000 Passagiere verbrachten die Nacht in den Terminals. Fast 1000 strandeten nach Umleitungen auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen, etwa 700 in München. Da nicht für alle Hotelzimmer gebucht werden konnten, mussten Feldbetten organisiert werden.
Auch die Berliner Flughäfen waren betroffen. Im Lauf des Donnerstags sollten an den Airports Tegel und Schönefeld rund 60 Flüge ausfallen, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft. An den anderen Flughäfen gab es nur vereinzelt Annullierungen. Das frostige Winterwetter der vergangenen Wochen brachte die Versorgung der Flughäfen mit Enteisungsmitteln ins Stocken. Bei Clariant im hessischen Sulzbach, einem der wenigen Hersteller der Spezialchemikalien, läuft die Produktion mittlerweile rund um die Uhr. «Es gibt derzeit Engpässe», sagte Sprecher Ulrich Nies. Das Problem bestehe nicht nur in Deutschland, sondern europaweit, hieß es von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen. Der Bahn bereitete der Schnee ebenfalls Probleme. Betroffen war erneut die Strecke Nürnberg-Leipzig, die komplett gesperrt wurde, weil in Thüringen mehrere Bäume auf die Oberleitung zu stürzen drohten. Züge der ICE-Verbindung München-Berlin fuhren deshalb via Fulda und Erfurt, was zu Verspätungen von rund 90 Minuten führte.
Außerdem kam es bundesweit zu zahlreichen Verspätungen, weil die Bahn aus Sicherheitsgründen ihre Hochgeschwindigkeitszüge drosselte. Sie fuhren bundesweit nur noch höchstens 200 Stundenkilometer. Damit sollte verhindert werden, dass von der Wagenunterseite herabfallende Eisklumpen Schotter aufgewirbelt wird, der die Züge beschädigt. Im Straßenverkehr gab es deutschlandweit Hunderte Unfälle - meist bloß mit Blechschäden - sowie viele Staus, die sich zusammen auf mehrere hundert Kilometer summierten. Die Polizeibehörden berichteten von etlichen Lastwagen, die auf Autobahnen und Bundesstraßen liegengeblieben waren.
Auf der Autobahn 9 (Nürnberg-Berlin) in Thüringen war der Triptiser Berg trotz Dauereinsatzes des Winterdienstes nicht mehr passierbar - die Folge: Dutzende Kilometer Stau. Hunderte Autofahrer hatten die Nacht in ihrem Wagen verbringen müssen. Auch auf der Autobahn 7, die nahe Fulda in Hessen vorübergehend gesperrt war, harrten Hunderte bei Minusgraden in Fahrzeugen aus. Regen, Schnee und Temperaturen unter Null führten auch in Sachsen zu Behinderungen auf den Autobahnen. In Leipzig fiel die Tram völlig aus. Eisregen hatte die Oberleitungen am Mittwochabend zentimeterdick überzogen, so dass sie zu reißen drohten, 65 Straßenbahnen froren fest. Erst am Donnerstag fuhren allmählich wieder Straßenbahnen.
Im oberfränkischen Kulmbach stürzte das Dach einer Brauerei- Lagerhalle unter der Last der feuchten Schneemassen ein. In Gera sperrte die Stadt mehrere Sporthallen, um einsturzgefährdete Dächer zu räumen. In Frankfurt war am Mittwochabend ein ausverkauftes Konzert von Shakira ausgefallen, weil die Sängerin in Paris festsaß. Auch in den kommenden Tagen weicht der Winter nicht, am Samstag erwarten die Meteorologen vor allem an den Nordhängen der Mittelgebirge beträchtliche Neuschneemengen. Auf den Bergen kann es bei stürmischem Nordwestwind Schneeverwehungen geben. Am Freitag und Samstag kann es im Norden auch regnen. Das bedeutet erneut Glatteisgefahr.