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"Ich bin nicht jemand, der ganz groß auf Abschied steht", sagt Frontmann Rea Garvey (37) der Nachrichtenagentur dpa. Der in Hessen wohnende Ire mit dem kreisrunden Bart und der Gänsehaut-Rock-Stimme beschwichtigt die vielen (meist weiblichen) Fans: "Keiner ist gestorben." Wenn er zurückblicke, ja klar, werde er wehmütig, "weil Reamonn so ein Riesenkapitel in meinem Leben ist". 1998 war Garvey mit 50 Mark in der Tasche nach Deutschland gekommen, im "Stockacher Anzeiger", einem badischen Mini-Blatt, suchte er per Annonce eine Band. Es fanden sich Mike Gommerringer (Drums), Sebastian Padotzke (Keyboard, Saxofon), Uwe Bossert und Philipp Rauenbusch (beide Gitarre) - bis heute die Besetzung.
Barack Obama ist Ehren-Bandmitglied
Schicksalhaft war "Supergirl", der Song mit dem der Durchbruch kam: "Der Moment, als ich wirklich Erfolg gespürt hab', war der erste Einstieg mit ´Supergirl´ in die Charts mit 74. Da war ich so begeistert, dass ich rumgehüpft bin wie ein Kind", erzählt Garvey.
Heute ist Garvey "wahnsinnig stolz" auf Reamonn. Barack Obama ist sogar Band-Ehrenmitglied. Als sie vor dem Auftritt des damaligen US-Präsidentschaftskandidaten 2008 vor 250 000 Leuten an der Siegessäule auftraten, überreichte Garvey ihm einen Silberring mit Band-Logo. Und Obama fragte: "Das heißt also, dass ich jetzt ein Bandmitglied bin?"
Rechtzeitig zur Pause, in der die Musiker auf unbestimmte Zeit getrennte Wege gehen wollen, ist Ende August noch ein "Best-Of"-Album rausgekommen. Passend zu elf Jahren Band-Geschichte trägt es den Titel "Eleven". "Ich glaube, es sind so 360 Grad von elf Jahren. Von da, wo wir gerade jetzt stehen, bis dahin zurück, wo wir angefangen haben." 19 Stücke sind auf dieser sechsten CD, darunter Hits wie "Star" (2003) und "Through The Eyes of a Child" (2008) sowie drei neue Songs. Die erste Single heißt "Yesterday".
Warten bis die Zeit reif ist
Weshalb überhaupt die Pause? Garvey erklärt: "Sinn dahinter war, dass wir uns nicht vorstellen konnten, wieder ins Studio zu gehen und eine Platte aufzunehmen. So warten wir, bis diese Zeit wieder kommt."
Ob er jetzt auf Solo-Pfaden wandeln will, verrät Garvey noch nicht, es klingt aber danach: "Ich fühl mich immer noch jung, so dass da noch mehr draußen ist und ich will es auch haben." Zuletzt trat er im Juli solo auf der Hochzeit von Nationalspieler Philipp Lahm auf. Der smarte Garvey, der für seine Kinderhilfsstiftung "Saving an Angel" schon einen Echo gewann, macht selbst bei Hochzeiten eine gute Figur. Und so hat er auch einige heimliche Anhänger, die sonst eher kaputten Typen zujubeln. Reamonn steckt in der Schmuse-Rock-Schublade fest, aber Garvey hat gar nichts dagegen: "Was mich am meisten stolz macht, ist, wenn die Leute berichten, was ihnen die Musik bedeutet, wie sie sie durch harte oder gute Zeiten gebracht hat. Ich lieb' es,zu denken, dass wir ein Teil von dem Leben von jemand anderem sind."
Deutschland ist zweite Heimat
Er selbst hat seiner damaligen Freundin und heutigen Frau einst einen Song geschrieben: "Josephine". Das Paar wohnt inzwischen mit seiner vierjährigen Tochter bei Limburg an der Lahn, wo Josephine aufgewachsen ist - im 12 000-Einwohner-Ort Hadamar. Garvey genießt das Leben dort. Die Leute dort machten "kein großes Ding daraus, dass ich da bin". Und die Landschaft erinnere ihn sehr an zu Hause. Er sei zwar immer noch ein stolzer Ire. "Aber ich fühl' mich extrem wohl in Deutschland. Das ist ein Land, das ich auch liebe. Ich habe hier ein Leben gefunden, dass ich zu Hause nicht finden würde."