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So heißt beispielsweise der berühmte Platz westlich vom Brandenburger Tor in Berlin „Platz des 18. März.“ An diesem Tag wurde bei einer Freiheitsdemonstration 1848 vor dem Königlichen Schloss auf die Demonstranten geschossen. Daraufhin wurden Barrikaden errichtet und der preußische König Friedrich Wilhelm IV musste einen bürgerlichen Ministerpräsidenten ernennen. Dies nannte man die Märzrevolution.
Am gleichen Tag, am 18. März, fand nach dem Fall der Berliner Mauer die erste freie Volkskammerwahl statt. Nie zuvor konnte man in der DDR frei wählen. Lothar de Maiziere wurde Ministerpräsident und seine stellvertretende Pressesprecherin wurde die damals 35 jährige Angela Merkel. Neu in die Volkskammer gewählt wurde auch der Bürgerrechtler Joachim Gauck. Die eine ist nun Bundeskanzlerin, der andere wird am Sonntag Bundespräsident. Eine beeindruckende Aufstiegsgeschichte. In meinem Buch „Die Aufsteigerrepublik“ habe ich eine Dritte Deutsche Einheit gefordert, in der auch die Zuwanderer, die lange hier leben, alle Aufstiegschancen haben. Daran darf man auch am 18. März erinnern. Wie ich Bundestagspräsident Norbert Lammert kenne, der das Datum der Bundesversammlung festgelegt hat, hat er nicht zufällig, sondern absichtlich den historischen 18. März ausgewählt.
Die Plätze der Wahlmänner und -frauen, die Mitglieder der Bundesversammlung sind, sind hochbegehrt. Alle Landtags - und Europaabgeordneten, viele Oberbürgermeister und politisch Aktive wollen unbedingt dabei sein. Deshalb ist es für die Parteien immer schwierig, auch andere Persönlichkeiten zu berücksichtigen. Umso bemerkenswerter ist es, dass sowohl Gamze Kubasik von den Grünen und Mevlüde Genc von der CDU nominiert wurden. Die jüngere spricht fließend Deutsch und hat beim Trauerstaatsakt eine bewegende Rede gehalten. Die ältere ist auch eine begeisternde Rednerin, aber auf Türkisch. Es ist ein schönes Signal, dass auch nach zwanzig Jahren die Opfer von Solingen nicht vergessen sind. Ihnen hat man damals keinen nationalen Staatsakt gewidmet.
Ein anderer wurde gleich doppelt benannt. Durch ein Versehen hatten den grünen Parteichef Cem Özdemir sowohl die Grünen im Landtag von Baden-Württemberg als auch die im Berliner Abgeordnetenhaus in die Bundesversammlung gewählt. So etwas hat es noch nie gegeben. Da nach dem Rücktritt von Bundespräsident Wulff in nur 30 Tagen ein neuer Bundespräsident zu wählen ist, war in der Hektik der Vorbereitung die Doppelbenennung zunächst nicht aufgefallen. Cem Özdemir, der in Bad Urach geboren wurde und dessen Eltern noch heute dort leben, entschied sich für sein Heimat-Bundesland und die Berliner Grünen durften noch jemand nachbenennen. Die Berliner CDU war bei ihrer Benennung sportlich: Sie benannten den neuen Trainer des Fußballvereins Hertha BSC, Otto Rehhagel. Im Abstiegskampf wird das auch nicht helfen.