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Sie haben Fallen gebaut, mit denen sich geladene Teilchen (Ionen) und Licht (Photonen) einfangen lassen. Die besondere Leistung der Forscher: Ihre Objekte werden dabei nicht zerstört, sondern können über eine gewisse Zeit beobachtet werden. Damit sind diese Fallen zugleich Grundlagen für genauere Uhren und grundsätzlich neue Computer. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm mit.
In einer ersten Reaktion sagte Haroche dem Komitee am Telefon: «Das ist nur schwer zu fassen. Ich war auf der Straße, zusammen mit meiner Frau auf dem Weg nach Hause. Ich war froh, dass ich mich hinsetzen konnte, das ist überwältigend. Ich werde zu Hause Champagner trinken und dann ins Labor gehen.»
Wineland zeigte sich laut Nobel-Komitee weniger schwungvoll: «Wir werden uns vielleicht noch ein bisschen schlafen legen. Meine Frau hat den Anruf entgegengenommen und mich geweckt», sagte er. Mit sehr müder Stimme ergänzte er dann aber noch: «Es ist schon eine wundervolle Überraschung, schon unglaublich.» Der Nachrichtenagentur dpa sagte er kurz nach der Zuerkennung: «Es ist einfach Spaß, der nächsten Entdeckung entgegenzufiebern.» Langeweile kenne er nicht.
Per Delsing, Mitglied des Nobel-Komitees, erklärte in Stockholm: Dass die beiden Forscher das Messen von Photonen (Lichtteilchen) möglich gemacht haben, ohne dass diese dabei zerstört werden, «sei ein bisschen so, also ob man einen Kuchen zwar isst, ihn danach aber noch hat». Damit spielt er darauf an, dass Lichtteilchen in vielen anderen Messgeräten zwar nachgewiesen werden können, dann aber verschwunden sind. Ein Beispiel für einen solchen zerstörerischen Sensor ist das Auge: Es empfängt zwar den Strahl einer Taschenlampe, aber der Lichtstrom ist danach verschwunden - der Kuchen ist gegessen und weg. Die Lichtfallen im Pariser Labor von Haroche hingegen spiegeln Photonen zwischen zwei gekrümmten Spiegeln hin und her.
Durch diesen Weg werden dann Atome hindurchgeschickt, deren Zustand danach etwas über die Photonen verrät - der Kuchen hat etwas über sich preisgegeben, ist aber noch da. US-Kollege Wineland hingegen zähmte elektrisch geladene Teilchen (Ionen), indem er sie in elektrische Felder zwang, aus denen sie nicht herauskönnen. Mit einem Laser kann die Bewegung der Ionen dann bis fast zum Stillstand gebremst werden. In diesem besonderen Zustand lassen sich viele neue Experimente zur Quantenphysik starten.
Die beiden Wissenschaftler seien ausgezeichnet worden «für bahnbrechende experimentelle Methoden, die das Messen und Manipulieren individueller Quantensysteme ermöglichen», heißt es in der Begründung der Jury. Immanuel Bloch, Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching, betonte: «Das ist eine fantastische Wahl. Beide sind hochbekannt in diesem Bereich. Das sind zwei Leute, die das Feld unheimlich vorangebracht haben.» Sein Kollege Wolfgang Sandner vom Berliner Max-Born-Institut ergänzte: «Quantenmechanik ist etwas, das wir glauben zu verstehen, aber was immer für eine Überraschung gut ist. Hier ist keine neue Entdeckung ausgezeichnet worden, sondern ein Lebenswerk der beiden, das zu einem tieferen Verständnis der Quantenphysik geführt hat.»
Am Montag war der Medizin-Nobelpreis an John Gurdon aus Großbritannien und Shinya Yamanaka (Japan) für die Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den embryonalen Zustand gegangen. Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.