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Doch trotz der guten Aussichten für Jogi Löws Team war am Samstag die Luft auf den Fanmeilen raus - und sie war sehr heiß. Bei Temperaturen von bis zu 35 Grad kamen in Berlin etwa 100 000 Zuschauer auf die größte Fanmeile Deutschlands - nur ein Drittel des früheren Andrangs bei Partien der Nationalmannschaft. Bezeichnend war dort vor allem der erleichterte Jubel, als Sami Khedira die Entscheidung für Deutschland mit einem Kopfball erzwang und damit eine quälende Verlängerung vermied. Auch in anderen deutschen Städten war das Bild ähnlich - am vorletzten WM-Tag zogen die Party-Zonen kaum mehr die Massen an.
Kritik von Beckenbauer
Am Rande sorgte der Verzicht des Teams auf eine Abschlussparty in Berlin für Misstöne. Franz Beckenbauer kritisierte, dass sich die Mannschaft nach der WM nicht von den Fans feiern lassen möchte. Zum Feiern zumute ist aber auch nicht den Händlern auf der Berliner Fanmeile. Das einzige offizielle FIFA-Fest hatte hohe Standmieten gefordert. Doch nur bei den Deutschland-Spielen klingelte die Kasse. Viele Geschäftsleute werden wohl auf hohen Verlusten sitzen bleiben. Tropenhitze zum Trostspiel - auch in anderen Städten drückte das Thermometer auf die Stimmung. Eher verloren wirkten da die etwa 5000 Fans auf dem Hamburger Heiligengeistfeld vor der Riesenleinwand - Platz war dort für 70 000 Menschen. Auch im Westen der Republik hatten viele wohl ein besseres Programm. So waren in der klimatisierten Kölner Lanxess Arena 4500 Menschen - die rund 18 000 Zuschauern Platz bietet. "Ob es am Wetter liegt? Es sind jedenfalls erstaunlich wenig im Vergleich zu den Spielen davor", sagte ein Sprecher. Ähnlich die Dortmunder Westfalenhalle: dort saßen nur noch 2500 Fans - bei 7500 Plätzen freie Auswahl. Im Südwesten sah es nicht besser aus.
Hohe Verluste bei den Händlern
Unter den Händlern auf der Berliner Fanmeile wächst unterdessen die Unzufriedenheit mit der organisierten Party-Zone auf der Straße des 17. Juni. "Eine Katastrophe, eine Unverschämtheit", sagte etwa Bader Omairat, der einen Falafel- und Dönerstand für 12 000 Euro aufstellen durfte. Er werde etwa 8000 Euro Miese machen. Auch bei den Getränken war die Lage nicht besser. "Mal ein Wasser, mal eine Cola", beschrieb der Betreiber eines Stands seine Durststrecke. Die Miete von 20 000 Euro werde er wohl nicht decken können.
Knapp 1,5 Millionen Besucher
Die Geschäfte seien nicht gut, sondern "mehr schlecht als recht" gelaufen, gab auch eine Sprecherin der Veranstalter in der "Berliner Zeitung" zu. Zwar kamen nach Angaben der FIFA knapp 1,5 Millionen Menschen zu den Live-Übertragungen der WM-Spiele. Vor vier Jahren bei der Weltmeisterschaft in Deutschland waren es aber 9 Millionen, sechsmal so viel Besucher wie in diesem Sommer. Darauf hatten diesmal auch die Stadt Berlin und die kommerziellen Veranstalter gehofft.
Empfang "unpassend"
2006 war die Fanmeile direkt am Brandenburger Tor deutlich länger und hatte an viel mehr Tagen geöffnet. Dieses Mal stand die Hauptbühne weiter entfernt an der Siegessäule. Nun hofften die Veranstalter für das Spiel am Samstagabend sowie für das Endspiel am Sonntag zwischen Niederlande und Spanien (20.30 Uhr) noch einmal auf Hunderttausende Besucher. In einem Beitrag für die "Bild"-Zeitung schrieb Beckenbauer: "Ich halte die Entscheidung für falsch." Er bedauere, dass sich die Mannschaft nicht in Deutschland bei ihren Fans bedankt. Ein für kommenden Montag oder Dienstag nach der Rückkehr von der WM geplantes Dankesfest auf der Straße des 17. Juni wie nach der WM 2006 im eigenen Land hatte das Team am vergangenen Donnerstag abgesagt. Kapitän Philipp Lahm hatte es als "unpassend" bezeichnet, sich zwei Tage nach dem Spiel um Platz drei gegen Uruguay feiern zu lassen.