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Wie zufällig stehen sie da, die Models auf New Yorks Straßen. Sie blicken auf einen Fluchtpunkt jenseits des Bildes, und wie all die Passanten fügen sich die schönen Frauen in das schwarz-weiße Stadtbild ein, als gehörten sie selbstverständlich dazu. Was wie ein Schnappschuss erscheint, hat Peter Lindbergh, weltweit bekannter Modefotograf, sorgsam inszeniert.
"Beiläufigkeit" ist seine Kunst
Die Kleider sind Nebensache. Der in Duisburg geborene Lindbergh ist ein Meister der konstruierten Beiläufigkeit. Rund 120 seiner Fotos zeigt die Berliner C/0 Galerie ab diesem Samstag bis 9. Januar in der Ausstellung "On Street". Sie reichen von den Klassikern bis zur Berlin-Serie aus der "Vogue" von 2009, von Jeanne Moreau bis Veruschka.
Wie wenige Fotografen hat Lindbergh die Wahrnehmung der Mode in den vergangenen Jahrzehnten geprägt. Ob Naomi Campbell, Linda Evangelista, Cindy Crawford oder Kate Moss - erst seine Porträts verliehen den Supermodels ein öffentliches Gesicht und Persönlichkeit. Seitdem aber in Casting-Shows nur noch junge Model-Darstellerinnen ohne eigene Persönlichkeit gekürt werden, weicht Lindbergh auf Schauspieler aus: Kate Winslet, Julianne Moore, Milla Jovovich lassen sich gern von ihm ablichten.
Schönheit lässt sich nicht konstruieren
Anders als Helmut Newton mit seinen harten Nacktbildern betreibt der 65-jährige Lindbergh ein raffinierteres und zugleich mutiges Spiel: Er wagt es, Nadja Auermann nur vom Hals abwärts im halboffenen Mantel zu zeigen und die alte Jeanne Moreau ohne Schminke vor das Objektiv zu locken. "Was soll man da noch retuschieren", soll die französische Diva entwaffnend gesagt haben, als Lindbergh ihr das Foto vor der Veröffentlichung vorlegte.
Er suche solche intimen Momente, Inseln der Ruhe, aus denen dann das wahre Bild eines Menschen entstehe. Schönheit lasse sich ohnehin nicht konstruieren. "Ein Mund ist dann schön, wenn er interessante und sensible Dinge sagen kann." Von plakativen Busen und Beinen im Großformat hält Lindbergh nicht viel.
Er mag die dürren Models nicht
Je älter man wird, desto freier wird man", sagte Lindbergh vor der Ausstellungseröffnung. Er habe sich lange gegen das Etikett Modefotograf gesträubt. Doch seitdem seine Bilder in Ausstellungen gezeigt werden, habe er sich mit der Berufsbezeichnung versöhnt. Lindbergh, der zunächst Malerei und Design studierte, gelang mit seinen Modeaufnahmen für den "Stern" 1978 der Durchbruch. Seither hat er für alle wichtigen Magazine gearbeitet - von "Vogue" bis zum "Rolling Stone". Mittlerweile ist er zum reinen Modegeschäft auf Distanz gegangen. Er mag die dürren Models nicht, die so "fabriziert" werden, damit ihnen die Kleider schöner über das "Gerippe" fallen.