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Ich sass in einer Sitzung im Europäischen Parlament in Brüssel, als die Meldungen kamen, dass ein Sportflugzeug in das World Trade Center geflogen sei. In meinem Büro dann sassen bereits alle vor dem Fernsehen und berichteten von Bildern, nach denen ein zweites Flugzeug in den zweiten Turm gezielt hineingeflogen ist. Der Südturm war bereits eingestürzt und man schaute auf den qualmenden Nordturm, der ebenfalls einstürzte. Das Parlament wurde geräumt, da ein Angriff auf symbolträchtige Ziele auch in Europa nicht ausgeschlossen war, und so war auch unsere tiefempfundene Angst, die wir alle, egal aus welchem Land, verspürten - ein besonderes Gefühl der Zusammengehörigkeit in der Bedrohung.
Ich sollte an diesem Tag nach Berlin fliegen zu einem Parlamentarischen Abend. An diesem Tag jedoch wollte ich kein Flugzeug mehr betreten. Stattdessen bin ich in meine Heimatstadt Aachen gefahren und habe in meiner tiefen Verwirrung den falschen Zug bestiegen, der im belgischen Herbesthal endete. Erst als der Zug dort lange bewegungslos auf dem Bahnsteig stand, merkte ich, dass kein einziger Mensch mehr in diesem Zug war. Mit Mühe und Not ist es mir gelungen, diesen bereits abgeschlossenen Zug zu verlassen.
Selten in meinen Leben hat mich ein Ereignis so ergriffen. In meinem Büro hing ein Kalender von New York, der im Monat September einen Blick von der Brooklyn Brücke auf die Twin Towers zeigte. Ich habe dieses Kalenderblatt nie wieder umgeblättert. Bis heute hängt es in meinem Aachener Büro als Erinnerung an diesen schrecklichen Tag.
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Was bleibt? Der Tag hat viel verändert und viele hundertausend Menschen haben die Folgen mit ihrem Leben bezahlt.
Zunächst die Menschen aus 90 Nationen, Menschen aller Kulturen und Religionen, die im World Trade Center arbeiteten, in den Flugzeugen saßen oder als Feuerwehrleute oder Retter ums Leben kamen. Dann die Opfer des Krieges in Afghanistan, die zivilen und die Soldaten, die gegen den Terror kämpfen. Und ohne den 11. September hätte es wohl auch nicht den Irakkrieg mit all seinem Schrecken gegeben. Und nicht zuletzt hat sich das Klima in vielen Ländern gegen friedliche Muslime gerichtet, die nichts mit Osama Bin-Laden und seinem Terror zu tun haben, die selbst Opfer von Al Kaida waren und die trotzdem wegen ihrer Religion Anfeindungen erleiden.
Leider hat der Terror ein Ziel erreicht: Angst und Schrecken zu schüren und Menschen auseinander zu bringen. Es liegt an uns zu verhindern, dass die Saat des Hasses der Terroristen aufgeht.