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So hatte mir jemand das Buch "The fourty rules of love" von Elif Shafak geschenkt. Leider gibt es das Buch, das den türkischen Titel "Ask" trägt, nicht auf deutsch, sondern nur auf türkisch und englisch. So habe ich es denn auf englisch gelesen, ein Buch, das einen eintauchen läßt in die Welt des 13. Jahrhundert, als während der Kreuzzüge Christen Christen bekämpften, Muslime gegen Muslime kämpften, Christen und Muslime miteinander im Krieg lagen und zugleich beide von den Mongolen Dschingis Khans aus dem Osten bedroht wurden.
Das Buch führt ein in die tiefe Spiritualität des Poeten Rumi und des Sufismus. Es erzählt von wandernden Derwischen und dem Zusammenleben der Kulturen. Rumi wird erst durch die enge Beziehung zu einem Derwisch und dem persönlichen und philosophischen Austausch zu der großen Figur, als die wir ihn heute kennen. Die Geschichte läßt uns viele Gemeinsamkeiten von der Liebe im Islam und der Botschaft Jesu spüren. Nicht das Gesetz, nicht das strenge Einhalten formaler Regeln, sondern die Liebe zu Gott und den Menschen ist die Botschaft des Glaubens. Warum suchen wir nicht mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen und Religionen, statt immer nur das Trennende zu betonen?
Dazu muss man allerdings auch den Willen haben, eine andere Kultur zu verstehen. Eine gute Freundin erzählte mir eine Geschichte ihrer Eltern, die man kaum glauben mag. Sie spielte nicht vor 765 Jahren, wie mein Ferien-Buch, sondern vor 40 Jahren. Der Vater meiner Bekannten, der als Ingenieur nach Deutschland kam und gut deutsch sprach, holte ihre Mutter aus Ordu am Schwarzen Meer nach Berlin. Damit auch sie die Sprache im Alltag besser lernte, schickte er sie mit 1,60 DM in der Hand in die nahe Bäckerei einkaufen. 1,60 DM war genau der Preis eines Brotes. Voller Stolz fragte die Mutter nach einem Brot und bekam es in die Hand. "1,62 DM", sagte die Verkäuferin, weil sich inzwischen der Brotpreis leicht erhöht hatte. Da aber die Mutter nur 1,60 DM in bar auf die Theke legen konnte, nahm ihr die Verkäuferin das Brot wieder aus der Hand. Eine peinliche Situation, vor allen Kunden sichtbar zumachen, dass das Geld nicht reicht. Demütigend, ein gekauftes Brot wieder abgenommen zu bekommen. In jedem türkischen Bakkal hätte man das Brot behalten dürfen mit der Bemerkung, die 2 Pfennig beim nächsten Mal mitzubringen. Ein Kulturschock.
Noch heute, 40 Jahre später, kann sich die Frau mit erfolgreichen Kinder, die zum Mittelstand der deutschen Gesellschaft gehört, über dieses Ereignis aufregen.
Eine kleine, vielleicht unbedeutende Begebenheit, aber fast jeder, der eingewandert ist, kann solche oder ähnliche Geschichten erzählen. Tun Sie es bitte, erzählen Sie Ihre Geschichte, damit immer mehr Menschen lernen, wie wichtig auch kleine Gesten sein können.