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«Dass in der Petrischale geschaut wird, welche befruchtete Eizelle eine Chance hat, zu überleben, das dient doch dem Leben - daran kann ich nicht vorbei», sagte der EKD-Ratsvorsitzende Präses Nikolaus Schneider der «Berliner Zeitung» (Freitag). Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, warnte hingegen in der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag): «Es besteht die Gefahr eines Dammbruchs, wenn sich der Mensch zum Herrn über andere Menschen macht und bestimmt, welches Leben sich entwickeln darf und welches nicht.» Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen außerhalb des Mutterleibs auf Erbkrankheiten untersucht. So sollen Fehl- und Totgeburten oder die Geburt eines schwer kranken Kindes vermieden werden. Aussortierte Embryonen werden nicht weiter gepflegt und sterben in der Folge ab. Bislang gibt es in Deutschland kein Gesetz, das das Verfahren explizit erlaubt oder verbietet.
Am Dienstag hatte eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten einen Vorschlag für eine begrenzte Zulassung von Gentests an Embryonen vorgelegt. Andere Parlamentarier wollen die Grenzen enger ziehen, eine dritte Gruppe fordert ein völliges Verbot. Der Bundestag will im kommenden Jahr ohne Fraktionszwang über diese ethisch heikle Frage entscheiden. Zollitsch kündigte an: «Wir werden sehr engagiert dafür streiten, dass es im Bundestag nicht zu einer Mehrheit für eine Zulassung der PID kommt.» Gleichzeitig zeigte er sich enttäuscht, dass es beim jüngsten CDU-Parteitag nur eine knappe Mehrheit gegen das Verfahren gab. «Die CDU hätte eine klarere Linie ziehen und sich eindeutig gegen jede Form der Präimplantationsdiagnostik aussprechen müssen. Das ist keine Frage des christlichen Glaubens und des C, sondern des Lebensrechts.»
Schneider machte sich hingegen dafür stark, ein Totalverbot zu überdenken. «Eine Ethik, die sich allein auf die Petrischale konzentriert, ist mir zu wenig», sagte das EKD-Oberhaupt. «Eine befruchtete Eizelle in der Petrischale wird ohne Mutter und ohne Familie nie zum Leben kommen.»