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Bei ihrer Reise nach Indien verbot plötzlich der Iran den Überflug seines Luftraums. Ein im internationalen Recht einmaliger Vorgang. Erst größere diplomatische Aktivitäten, auch der Türkei, ermöglichten den Weiterflug. Wieder einmal bewies der Iran, dass er völlig unberechenbar ist, auch wenn er einen Tag später behauptete, der Pilot habe ein falsches Einflugsignal gegeben. Ist so etwas nicht innerhalb von zwei Stunden zu klären? Einige Minuten und die Bundeskanzlerin hätte zum Tanken in Ankara landen müssen. Ein guter Tee wäre ihr bei den gastfreundlichen Türken sicher gewesen.
Am Donnerstag war Christi Himmelfahrt. Traditionell wird an diesem Tag seit 1950 in Aachen der Internationale Karlspreis an verdiente Europäer verliehen. Preisträger war in diesem Jahr der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet. Seit einigen Jahren gehöre ich dem Direktorium an, dass die Preisträger auswählt. Als wir im Dezember zusammen saßen, konnte niemand erahnen, dass Jean-Claude Trichet in diesen Tagen einer der unabhängigen und wichtigsten Persönlichkeiten ist, auf den viele Menschen ihre Hoffnungen setzen. Seine Währungspolitik entscheidet mit darüber, ob die Ersparnisse von Millionen einfachen Leuten sicher sind. Trotz aller Turbulenzen um Griechenland, Irland und Portugal ist der Euro immer noch eine der stabilsten Währungen der Welt, stärker auch als der Dollar. Wer den Euro rettet, rettet zuerst die Ersparnisse vieler Millionen kleiner Sparer, die für ihr Geld hart gearbeitet haben. Auch auf Ihrem Euroschein ist die Unterschrift von Jean-Claude Trichet, einem bescheidenen, sympathischen Menschen, den im Gegensatz zu Politikern wenige kennen, der aber großes Vertrauen verdient hat.
Vor der Karlspreisverleihung findet immer ein Gottesdienst im Aachener Dom statt. So auch in diesem Jahr. Waren Sie schon einmal dort? Wenn sie in diesem ersten deutschen Bauwerk, das die UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt hat, sitzen, fühlen Sie sich erinnert an die Hagia Sofia in Istanbul. Dies ist kein Zufall. Karl der Große ließ in Aachen, der damaligen Hauptstadt seines Reiches, im Jahr 800 den Dom in Anlehnung an die Kirche San Vitale in Ravenna in Italien bauen. Diese wiederum war vom damaligen byzantinischen Baustil der heutigen Hagia Sofia beeinflußt. So spürt man, wie sich schon vor über 1200 Jahren die Kulturen bereicherten. Und auch der Dialog mit dem Islam war Kaiser Karl dem Großen nicht fern. Er pflegte schon damals einen intensiven Austausch mit dem Kalifen Harun-Al-Raschid am Thron in Bagdad. Wenn Sie einmal im Westen Deutschlands sind, besuchen sie doch diesen Ort, an dem sich Morgenland und Abendland schon vor Jahrhunderten begegneten.