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Weltweit ist jede vierte Frau und jeder sechster Mann Opfer häuslicher Gewalt. Die Dunkelziffer liegt jedoch sehr viel höher. Überlieferte gesellschaftliche Wertvorstellungen, wie das traditionelle Rollenverständnis von Mann und Frau, fehlender ökonomischer und sozialer Rückhalt für Frauen und die psychischen Auswirkungen führen zu der falschen Vorstellung, dass innerfamiliäre Gewalthandlungen vertuscht und als reine Familienangelegenheiten betrachten und hingenommen werden. Aus diesem Grund haben sich die türkische Tageszeitung Hürriyet und die Türkisch-Deutsche-Gesundheitsstiftung e.V. zu einer gemeinsamen Kampagne "Gegen häusliche Gewalt!" zusammengeschlossen.
Wir sind davon überzeugt, dass häusliche Gewalt in keiner Weise toleriert werden darf, und dass es sich um ein globalgesellschaftliches Problem handelt. Die Kampagne "Gegen häusliche Gewalt!" setzt sich zum Ziel, Gewalt in Familien, von der zumeist Frauen und Kinder betroffen sind, mit allen ihren verheerenden und bleibenden Schäden für sämtliche Familienmitglieder bloß zu stellen und dazu beizutragen, dass in Familien keine Gewalt mehr herrscht. Die Kampagne möchte über das sensible Thema der innerfamiliären Gewalt und deren Folgen aufzuklären, informieren und sensibilisieren.
Unsere in Deutschland geführte Kampagne hat seinen Ursprung in der Türkei. Das positive Resümee in der Türkei und der große Zuspruch aus der Bevölkerung, haben uns dazu ermutigt, die Kampagne auch nach Deutschland zu tragen. Als Schirmherrin unserer Kampagne konnten wir die Staatsministerin beim Bundeskanzleramt und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Prof. Dr. Maria Böhmer gewinnen.
Die fünf Säulen unserer Kampagne
Nach zahlreichen Expertenrunden haben wir uns entschlossen, die Kampagne in Deutschland auf fünf Säulen aufzubauen.
- Informationsveranstaltungen
- Ehrenamtliche Helfer
- Interaktive Aufklärungsseminare
- Öffentliche Sensibilisierung
- Eine Telefonhotline für Betroffene
Informationsveranstaltungen
Ziel unserer Informationsveranstaltungen war es primär, auf die Kampagne und das Thema der häuslichen Gewalt aufmerksam zu machen.
Am 22. Mai 2005, fiel mit der Auftaktveranstaltung, unter der Schirmherrschaft der hessischen Sozialministerin Frau Silke Lautenschläger, im Frankfurter Rathaus Römer der Startschuss für die Hürriyet Kampagne in Deutschland. Am 23. Mai 2005 wurde unsere Telefonhotline frei geschaltet. Die zweite Informationsveranstaltung fand am 12. Juni 2005, unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Sozialministerin Frau Christa Stewens, im alten Rathaus in München, statt. Nach Bayern, veranstalteten wir am 04. September 2005, unter der Schirmherrschaft der Zweiten Bürgermeisterin und Sozialsenatorin des Landes Hamburg Frau Birgit Schnieber- Jastram, in der Handelskammer Hamburg, eine weitere Veranstaltung. Unsere vierte Veranstaltung fand am 19. November 2005 in Köln unter der Schirmherrschaft des Ministers für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen Herr Armin Laschet in der Industrie- u. Handelskammer statt. Am 31. Mai 2006 haben wir unsere Kampagne im Europäischen Parlament in Brüssel unter der gemeinsamen Regie mehrerer Fraktionen vorgestellt. Der Ort der sechsten großen Informationsveranstaltung am 30. November 2006 war das Berliner Abgeordnetenhaus. Die Schirmherrschaft für die Berliner Veranstaltung und darüber hinaus für die bundesweite Kampagne übernahm die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Frau Prof. Dr. Maria Böhmer statt.
Ehrenamtliche Helfer
Um das Thema in viele gesellschaftliche Schichten tragen zu können und Betroffen auch persönlich vermittelnde Beratungsmöglichkeiten anbieten zu können, haben wir auf das unverzichtbare Mittel der ehrenamtliche Mitarbeiter zurückgegriffen. Unsere Multiplikatoren sind freiwillige Helfer aus unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Hochschulbereichen. Sie werden von uns durch eine Vielzahl von Fortbildungsseminaren zum Thema der häuslichen Gewalt weitergebildet und sensibilisiert. Ziel ist es diese Informationen anzuwenden und weiterzugeben.
Interaktive Aufklärungsseminare
Um das Thema häusliche Gewalt unmittelbar Betroffenen und Nichtbetroffenen zugänglich zu machen, veranstalten wir "Interaktive Aufklärungsseminare". In Zusammenarbeit mit NGO´s, Schulen und der Polizei werden bundesweit interaktive Aufklärungsseminare angeboten. Jeder Verein hat die Möglichkeit auf Anfrage ohne Entgelt ein Aufklärungsseminar zu erhalten. Bei den Seminaren werden den Teilnehmern Aufklärungsbücher- und Broschüren verteilt.
In den Seminaren werden folgende Themen behandelt:
- Was ist Gewalt?
- Arten der Gewalt
- Auswirkungen bei Kindern und Erwachsenen
- Prävention und Umgang
- Das Gewaltschutzgesetz
- Beratungseinrichtungen in Deutschland
- Gewalt gegen Kinder /Arbeit der Jugendämter
Fortbildungsseminare
Darüber hinaus bieten wir Fortbildungsseminare für Religionsbeauftragte und Türkischlehrer mit dem Ziel an, die gewonnen Informationen in den beruflichen Alltag zu tragen und weiter zu transferieren.
Fortbildungsseminare in Unternehmen
Um das Angebot unserer Aufklärungsseminare zu erweitern, haben wir beschlossen, unsere Fortbildungsveranstaltungsreihe zum Thema häusliche Gewalt bei Unternehmen mit großem Arbeitnehmeranteil an türkischsprachigen Migranten/Innen unter dem Motto "Wer glücklich zu Hause ist, ist auch effizienter auf der Arbeit" anzubieten.
Für einen ersten Testlauf konnten wir die Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG gewinnen. Dort wurden 4 Fortbildungsseminare “jeweils zwei auf Deutsch und zwei auf Türkisch“ angeboten. Wir sind weiterhin bemüht unser Vorhaben auch auf weitere Betriebe auszuweiten.
Öffentliche Sensibilisierung
Durch Anzeigen und Artikel in der Hürriyet, TV-Spots bei Euro D und die Verteilung von kostenlosen Plakaten, Broschüren und Büchern möchten wir die Gesellschaft zum Thema häusliche Gewalt sensibilisieren.
Darüber hinaus wurden Aufklärungsmaterialien verteilt. Es wurden ca. 3000 Bücher, 16.000 Informationsbroschüren und ca. 5000 Telefonhotlinevisitenkarten verteilt.
Bundesweit wurden in 3 Jahren unmittelbar durch Informationsveranstaltungen, interaktive Aufklärungsseminare, Publikationen, Multiplikatoren und Telefonhotline ca. 20.000 Personen durch die Kampagne erreicht. Die mittelbar durch Anzeigen, Zeitungsartikel, TV Spots und Internet erreichte Anzahl der Personen liegt bei ca. 1,1 Mio.
Die Telefonhotline
Parallel zum Startschuss unserer Kampagne in Deutschland, haben wir seit dem 23. Mai 2005 eine Telefonhotline für Betroffene geschaltet. Dieses Hilfsangebot ist das wichtigste Standbeim unserer Kampagne und ist die einzige bundesweite Hotline in türkischer und deutscher Sprache. Dort sitzen fachliche ausgebildete und kultursensible Experten. Die Beratungszeiten wurden von anfangs 11 Stunden an drei Tagen die Woche ab dem 01. November 2007 auf 16 Stunden an vier Tagen die Woche erweitert.
Unsere Hotline versteht sich als eine Brücke zwischen den Betroffenen und auch den Tätern zugleich und den bundesweiten Beratungseinrichtungen. Sie bietet eine akute Hilfestellung und eine anonyme Kontaktstelle für jede Altersgruppe. Bei Sprachbarrieren werden unsere Experten aktiv und stellen den ersten externen Kontakt zu Beratungseinrichtungen her. Durch gute Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen u. a. mit der Polizei, Frauenberatungsstellen, Frauenhäuser, Psychologen/Innen, Erziehungs- und Familienberatungsstellen und Jugendämter ist es uns oftmals gelungen akute Hilfen zu leisten.
Für die Zeit vom 23. Mai 2005 bis 31. Oktober 2007 haben wir die Daten unserer Telefonhotline ausgewertet.
Internationale Netzwerke
Jeweils im Dezember 2005, 2006 und 2007 wurden in Istanbul drei internationale Symposien zum Thema häusliche Gewalt veranstaltet. Während 2005 Regierungs- und Vertreter von NGO's aus "16" Ländern an der Veranstaltung teilnahmen, waren es 2006 "11" und 2007 "6" Länder. Während bei diesen drei Symposien internationale Netzwerke aufgebaut werden konnten, wurden in zahlreichen Workshops Themen zur häuslichen Gewalt behandelt und zahlreiche neue Studien aus unterschiedlichen Ländern ausgetauscht werden.
Wir unterstützen
Parallel zur unserer Kampagne unterstützen wir die vom Bundesinnenministerkonferenz ins Leben gerufene Kampagne "Hand in Hand gegen Gewalt. Für die Zukunft unserer Kinder" als "Exklusiver Medienpartner". Dabei laufen Werbespots bei Euro D, großflächige Anzeigen in der Hürriyet. Ferner unterstützen wir auch die Kampagne "Ihre Freiheit – seine Ehre" des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.
Auszeichnungen unserer türkischen Kampagne
Während unsere in der Türkei laufende Kampagne im Oktober 2006 von den Vereinten Nationen in der Sparte "Öffentlichkeitsarbeit" den ersten Platz erhielt, wurde unser Werbefilm "Das kleine Mädchen" 2007 mit dem zweiten Preis der Werbeagentur "effie" in der Sparte "Soziale Verantwortung" ausgezeichnet.
Auszeichnungen unserer deutschen Kampagne
Unsere hiesige Kampagne wurde am 20. November 2007 von der Initiative Hauptstadt Berlin e.V. mit dem Sonderpreis der Jury in der Sparte "Hauptstadtpreis für Integration und Toleranz" ausgezeichnet.
Darüber hinaus wurde am 24. November 2007 unsere Kampagne durch den Türkisch- Deutschen Club in Frankfurt am Main mit dem "Integration und Toleranz Preis" gewürdigt.
Unsere dritte Auszeichnung haben wir am 12. Dezember 2007 in Düsseldorf mit dem Zweiten Platz des ENTERPreis Unternehmenswettbewerbes 2007, welches unter der Feder des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein Westfalen geführt wird bekommen.