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ALMANCASI
Woche der Frauen
Die Diskussionen in Politik und Wirtschaft kreisten in dieser Woche um die Frage: Brauchen wir mehr Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten? Brauchen wir gar eine gesetzliche Quote? Über diese Frage stritten Frauen in der Bundesregierung: Die Arbeitsministerin war für die Quote, die Frauenministerin und die Justizministerin dagegen und auch die Bundeskanzlerin lehnt vorerst die gesetzliche Quotenregelung ab.
Als Minister habe ich oft Diskussionen erlebt, in denen Integrationskritiker über die Rechte der Frauen sprachen und unterstellten, dass in muslimischen Ländern Frauen prinzipiell weniger Rechte hätten.
Ich habe immer darauf hingewiesen, dass Deutschland hier keinen Grund zu kultureller Arroganz hat. In der Türkei stieg bereits 1993 Tansu Ciller zur ersten Regierungschefin auf. Deutschland brauchte bis zum Jahre 2005. Die Medien nannten sie damals „Ciller, die Prächtige“ in Erinnerung an Sultan Süleyman. Die damals als Symbolfigur einer modernen Türkei gefeierte Ministerpräsidentin verschlug vielen Fundamentalisten die Sprache.
Und wie sieht es heute aus in Vorständen von Unternehmen in der Türkei? Zwar sind nur 14 % aller Mitarbeiter weiblich, doch in den Führungspositionen sind Frauen zu 23 % vertreten. Damit ist der Frauenanteil höher als im Schnitt der gesamten Europäischen Union und deutlich höher als in Deutschland. 14 % der Vorstandsvorsitzenden in der Türkei sind Frauen, in der gesamten EU liegt der Anteil bei 3 %, in Deutschland bei null.
Manche behaupten, Frauen hätten Unternehmen besser durch die Krise geführt. Das halte ich für gewagt. Eines ist aber sicher: Unternehmen, in den Männer c0 und Frauen Führungsentscheidungen treffen, haben einen besseren Blick auf die Wirklichkeit und auch auf Kundinnen und Kunden. Vielfalt nutzt Unternehmen.
Und: Wir sollten endlich davon Abstand nehmen, muslimischen Ländern prinzipiell zu unterstellen, Frauen hätten geringere Chancen. Natürlich gibt es islamische Länder in denen die Rechte von Frauen brutal missachtet werden. Aber die Türkei ist das Gegenbeispiel: Selbstbewusste junge Frauen mit guten Bildungsabschlüssen machen die moderne Türkei dynamisch. Das könnte auch ein Vorbild für uns sein.