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Unterschiedliche Lebensweisen zu einer perfekten Symbiose zu entwickeln, ist nicht problemlos aber notwendig und auch möglich. Das wichtigste Fundament hierfür ist das gegenseitige Kennenlernen, Respektieren und Vertrauen, sowie der kollektive Wunsch für das “wir” zu agieren. Das Zusammenleben verschiedener Kulturen hat in Anatolien eine jahrtausende alte Geschichte. Europa, im Gegensatz muss dieses neu lernen; so auch Deutschland. Um die kulturelle Vielfalt und die damit verbundenen Probleme aufzuzeigen, möchte ich in diesem Zusammenhang gerne einige Zahlen verschiedener statistischer Institute nennen: 7,2 Millionen der 82 Millionen Bundesbürger in Deutschland haben einen ausländischen Pass; 1,7 Millionen bzw. 25 Prozent davon sind türkische Staatsbürger. Die Gesamtzahl der Bundesbürger mit Migrationshintergrund liegt bei 15 Millionen, wovon über eine Million türkischer Mitbürger die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Gerade in den Großstädten nimmt der Anteil der ausländischen Bevölkerung immer weiter zu. Der Ausbildungsstand ausländischer Mitbürger ist nicht mit dem der Deutschen zu vergleichen. Während nur 6,5 Prozent der Deutschen keinen Schulabschluss besitzen, steigt dieser Wert bei der ausländischen Bevölkerung auf 16 Prozent, bei der türkischen sogar auf 20 Prozent. Betrachten wir die Berufsausbildung, sieht es nicht besser aus. Der Anteil der Personen ohne Berufsausbildung ist bei der türkischen Bevölkerung fast dreimal so hoch wie bei der gleichaltrigen Gruppe der Deutschen. Für die Zukunft Deutschlands ist es bedenklich, wenn auf der einen Seite die Anzahl der ausländischen Arbeitnehmer steigt, auf der anderen Seite aber der Schul- und Berufsausbildungsstand dieser Bevölkerungsgruppe nicht den Ansprüchen des Arbeitsmarktes entspricht. Aus diesem Grund ist es von essentieller Bedeutung, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund im Bildungswesen auf das Niveau der deutschen Gleichaltrigen gelangen.
Multikulturalität bedeutet Reichhaltigkeit
Deutschland steht durch die gesamte Migrationssituation vor einer sehr großen Chance. Es entwickelt sich eine junge und dynamische Bevölkerung. Wichtig ist es nun, diesem Gesellschaftsteil die Möglichkeiten zur Teilhabe zu geben und sein Potential zu nutzen. Meiner Meinung nach müssen türkische Mitbürger in Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und die deutsche Sprache erlernen, um eine qualifizierte Ausbildung zu erhalten. Nur so können sie eine aktive Rolle im wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Leben übernehmen. Hierfür ist es wichtig, dass die Schul- und Hochschulabschlüsse der Migranten aus den jeweiligen Heimatländern in Deutschland anerkannt werden und die Voraussetzungen geschaffen werden, dass diese Personen unter identischen Arbeitsbedingungen mit ihren deutschen Kollegen zum wirtschaftlichen Wachstum des Landes beitragen können.
Türkische Medien: Begleiter der Immigration
Der Beitrag der Medien zu einem gesellschaftlichen Frieden und Einvernehmen muss darin bestehen, von Diskriminierungen und rassistischen Äusserungen Abstand zu nehmen, erfolgreiche Menschen in die Öffentlichkeit zu bringen und die Entwicklung von Rollenmodellen zu unterstützen. Auch für Integration und Bildung sind die Medien unverzichtbar. Die türkischen Zeitungen haben den Migrationsprozess Schritt für Schritt verfolgt und sind zum wichtigen Meinungsbildner dieses Prozesses geworden. Seit 1964 werden türkische Zeitungen in Deutschland vertrieben. Wurden diese am Anfang noch per Flugzeug nach Deutschland gebracht, begann man 1969 mit dem Druck vor Ort. Aufgrund der zentralen Lage entwickelte sich Frankfurt zum Standort türkischer Medien. Auf die Zeitungen folgten Anfang der 90er Jahre türkische TV-Sender, darunter Euro D und Euro Star, die über Satellit in ganz Europa empfangen wurden. Rund 10 Jahre später rundet das Internet das Angebot türkischer Medien in Deutschland ab. Die in Deutschland ansässige und zur Doğan Gruppe gehörende Doğan Media International GmbH ist ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft. Hürriyet ist der Printtitel, welcher die längste Zeit ohne Unterbrechung in Deutschland veröffentlicht wurde. Die Multikulturalität und Vielfalt in unserem Hause spiegelt sich sowohl in den gruppeneigenen Medien, als auch in der hauseigenen Druckerei, die Titel in sieben Sprachen druckt und den Mitarbeitern, die aus den verschiedensten Kulturkreisen kommen, wider. Hürriyet bildet bereits seit den 60er Jahren die wichtigste Nachrichten- und Informationsquelle der türkischen Einwanderer. Natürlich ist unser primäres Aufgabengebiet der Journalismus. Allerdings haben unsere Medien für die türkische Bevölkerung in Deutschland noch einen ganz anderen Stellenwert. Gerade für die erste Generation, die mit ungenügenden Ausbildungs- und Sprachkentnissen nach Deutschland kam, sind die türkischen Medien ein integrativer Begleiter, Informationslieferant und Berater im alltäglichen Leben in der neuen Heimat.
Gesellschaftliches Engagement der Doğan Gruppe
Wir als Mediengruppe betonen immer wieder das Integrationsproblem und zeigen auf, dass es wichtig ist, dass Deutsche und Türken gemeinsam arbeiten, produzieren und so miteinander zum Wohl des Landes beitragen, in dem sie gemeinsam leben. Mit unseren Medien verbreiten wir motivierende Botschaften. Dieses tun wir nicht nur in Form von Berichterstattungen, sondern auch durch die Organisation verschiedener Kampagnen, die Unterstützung von Aktivitäten unterschiedlicher Vereine, Institutionen und Stiftungen. Wir sehen es als unsere soziale Verantwortung, diese Botschaften an die türkische Öffentlichkeit heranzutragen. Mit Freude erfüllt mich die Teilnahme an der Kampagne „Vielfalt als Chance“, zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen, unterstützt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer und unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Hier haben wir, als erstes türkisches Unternehmen, unseren Namen unter die “Charta der Vielfalt” gesetzt. Mit Stolz kann ich sagen, dass die Doğan Media International mit Ausbildungsplätzen in technischen und kaufmännischen Berufen junge Menschen verschiedenster Nationalitäten für den Arbeitsmarkt vorbereitet. Mit unserer Kolumne “Hür Danış” (Ratgeber Hürriyet) stehen wir den Lesern bei Fragen rund um die Themen Rente, Krankenversicherung und Doppelversteuerung beratend zur Seite. Des Weiteren treffen sich leitende Mitarbeiter sowie Kolumnisten unserer Zeitung unter dem Motto “Ihre Sorgen – Unsere Sorgen” mit unseren Lesern und bringen die dort erörterten Probleme und Wünsche zu Papier. Seit dem Jahr 2001 veröffentlicht die Hürriyet einmal die Woche die Jugendbeilage “Young” in Deutsch, die auch auf unserer Homepage www.hurriyet.de erscheint. Die wöchentliche Rezeptbeilage “Lezzet Dünyasi/Kulinarische Genüsse” wird seit mittlerweile zwei Jahren auf Deutsch wie auch Türkisch erstellt und spricht durch diese bilinguale Veröffentlichungsweise auch das deutsche Publikum an, das mit der türkischen Kultur dank Mischehen, Nachbarschaften oder zahlreicher Besuche in der Türkei immer vertrauter wird. Die Kampagne der Hürriyet “Gegen häusliche Gewalt”, die in Deutschland und der Türkei seit nunmehr fünf Jahren durchgeführt wird, liegt mir besonders am Herzen. Ehrenmorde und Zwangsheirat sind prekärer Weise auch in Deutschland immer wieder Thema. Mit Flyern, Anzeigen und einer Telefonhotline tragen wir zur Aufklärung und Vorbeugung von häuslicher Gewalt bei und bieten Rat in Notsituationen.
Kooperation Hürriyet-Bild
Die zwei großen Massenblätter, Hürriyet in der Türkei und Bild in Deutschland, zeigen, wie sich auch Medien ihrer eminenten Verantwortung bewusst sind und versuchen, durch Kooperationen ihre meinungsbildende Stärke positiv zu nutzen. Gemeinsame Headlines, gemeinsam genutzte Kolumnen sind ein fast einzigartiges Beispiel für einen medialen Beitrag zur Völkerverständigung. Das Fussball EM Spiel Türkei – Deutschland im Jahr 2008 wurde zum Sinnbild für eine gelungene Synthese beider Fangruppen. Türkische und deutsche Flaggen säumten die Straßen. Wir sind der Überzeugung, dass die gemeinsam gewählten Headlines der Hürriyet und Bild “Gewinnen soll die Freundschaft”, unterstüzt von den Kolumnen beider Chefredakteure, einen großen Beitrag hierzu geleistet haben. Auch auf politscher Ebene ist diese Kooperation anerkannt: die Stellungnahme von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Thema “Türkische Schulen in Deutschland” wurde der Hürriyet und Bild zeitgleich gegeben. Der ehemalige Chefredakteur der Hürriyet, Ertuğrul Özkök, und der Chefredakteur der Bild, Kai Diekmann, verfestigten ihre gemeinsamen Aktivitäten noch mit dem Buch, das sie im Jahr 2008 auf Türkisch und Deutsch veröffentlichten. Die Publikation, die den Titel “Süper Freunde” trägt, beinhaltet Erfahrungsberichte und Anekdoten zu türkisch-deutscher Freundschaft vieler Prominenter aus Kunst, Politik und Kultur beider Länder.
Deutschlandstiftung Integration
Mit Freude bin ich dem Gründungsvorstand der Deutschlandstiftung Integration, die von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel unterstützt wird, beigetreten. Mein Engagement in dieser Initiative des VDZ verbinde ich mit dem Wunsch, eine noch aktivere Rolle beim Thema Integration spielen zu können. Deshalb beteiligt sich unsere Zeitung Hürriyet an der Anzeigenkampagne “Raus mit der Sprache. Rein ins Leben.” mit kostenlosen Anzeigenplätzen. Von März bis September zeigen wir abwechselnd die sechzehn verschiedenen Motive der Kampagne in der Hürriyet und auf deren Internetseite www.hurriyet.de. Die Kampagne, mit der sich der Vorstand intensiv beschäftigt hat, spiegelt das Schlüsselanliegen der Stiftung wider: Nur die Einwanderer, die gut Deutsch sprechen, können eine aktive Rolle im wirtschaflichen, politischen, sozialen und kulturellen Leben übernehmen und einen Beitrag zur Gesellschaft leisten.