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Frau Jones, Herr Jones, die Bundesliga-Klubs haben am Wochenende den Slogan „Geh Deinen Weg“ auf den Trikots. Wie lief bei ihnen die Integration?
Steffi Jones (39): Als Kind hatte ich wegen meiner dunklen Hautfarbe Probleme. Nachbarn haben mal die Polizei gerufen, weil wir angeblich zu laut waren. Dabei waren wir das gar nicht. Auch im Kindergarten wurde ich gehänselt. Da habe ich meine Mama gefragt: „Kann ich die Farbe abwaschen, damit ich weiß werde?“
Jermaine Jones (30): Wir sind beide in Bonames, einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen. Meine Clique war mit Marokkanern, Kroaten und Afrikanern bunt gemischt. Es gab Widerstände. Wir kamen nie in die Disco rein, das waren Tiefschläge. Das tat weh.
Hat der Fußball die Integration erleichtert?
Jermaine: Sehr. Der Fußball hat mir gezeigt: „Geh Deinen Weg“, sei so, wie Du bist, lass Dich nicht verbiegen. Ich musste mich immer durchbeißen, aber der Fußball hat die Türen geöffnet. Als ich Profi wurde, bin ich auch problemlos in die Disco gekommen. Ich wurde plötzlich sogar in den VIP-Bereich geführt, allerdings war mir klar, dass es nicht um den Menschen Jermaine Jones geht, sondern um den Fußballer. Das gilt auch für meinen Freund, der heute Chefkoch ist. Wenn der sagt, in die Suppe kommen Karotten, dann wird das gemacht. Da interessiert keinen, dass er einen Migrationshintergrund hat.
Steffi: Der Erfolg im Sport hat vieles leichter und mich stark gemacht. „Geh Deinen Weg“ heißt aber nicht, dass man unbedingt Karriere machen muss. Es geht darum, Werte zu vermitteln, die Persönlichkeit zu stärken. Ich sage den Kindern immer, seid selbstbewusst! Und ich erkläre Ihnen, wie weh es den anderen Kindern tut, wenn man sie aufgrund ihrer Herkunft ausgrenzt.
Politiker werten das Mitsingen der Nationalhymne als Zeichen einer gelungenen Integration. Khedira und Özil singen aber nicht...
Steffi: Ich habe mitgesungen, aber das muss jedem selbst überlassen sein. Für mich sind Khedira und Özil als Führungsspieler der Nationalmannschaft Vorbilder für die Jugend, unabhängig von ihrer Herkunft. Unabhängig davon, ob sie singen oder nicht.
Jermaine: Eine unsinnige Diskussion. Man sollte stolz darauf sein, zwei Stars von Real im Team zu haben. Mesut und Sami haben sich für den DFB entschieden, halten für Deutschland die Knochen hin. Der Umgang ist teilweise respektlos.
Herr Jones, auch mit ihnen wurde nicht immer respektvoll umgegangen...
Jermaine: In Deutschland wird sehr auf das Äußere geachtet. Ich werde von Eltern wegen meiner Tattoos schon öfter komisch angeschaut, dann sagt das Kind: „Das ist doch der Jermaine von Schalke 04.“ Dann sind immer alle nett zu mir. Das ist schon eigenartig.
Sind sie deshalb auch aus der DFB-Auswahl geflüchtet?
Jermaine: Mit meinen Tattoos oder meiner Hautfarbe hatte das nichts zu tun. Vor der EM 2008 war ich im erweiterten Kader. Löw hatte mir eine starke Vorbereitung attestiert, Tim Borowski war die ganze Woche krank. Ich dachte, ich wäre dabei. Doch dann ließ mich Löw fallen. Sein Argument: Ich würde zu viel Druck auf die erste Elf ausüben. Das war enttäuschend. Genau darum geht es doch, dass man von hinten Druck macht und das Team dadurch stärker wird.
Sie spielen jetzt für die USA, haben sich in Los Angeles ein Haus gekauft. Wandern sie nach der Karriere ganz aus?
Jermaine: Das ist so geplant. Es ist ein Kindheitstraum von mir, im Land meines Vaters zu leben. Ich liebe die USA, dort ist es lockerer als in Deutschland. Ich hoffe aber, dass die Aktion „Geh Deinen Weg“ dazu beiträgt, dass das auch hier in Zukunft so sein wird. Ich werde mich auf jeden Fall weiter dafür engagieren.
Steffi: Wir haben alles selbst erlebt, sind glaubwürdig und werden durch unseren Bekanntheitsgrad wahrgenommen. Das müssen wir nutzen, um den Kindern und Jugendlichen wichtige Werte wie Toleranz, Respekt und ein gesundes Miteinander zu vermitteln. Daran müssen wir weiter arbeiten, um beim Thema Integration noch mehr Erfolg zu haben.