Ich bin auch kein „reinrassiger Deutscher“

Das Buch „Deutschland schafft sich ab“, welches in den kommenden Tagen auf dem Markt erscheint und erniedrigende Aussagen zu Türken und Moslems enthält, wurde von Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank Thilo Sarrazin geschrieben, der von sich selber sagt, kein „reinrassiger Deutscher zu sein“.

Sarrazin beantwortete die Fragen der Hürriyet in einem türkischen Restaurant in Kreuzberg, dem sogenannten „Klein-Istanbul“ in der Hauptstadt Berlin.

Er ist nach eigener Aussage gegen die Entstehung von „nationalen Minderheiten.“ und erläutert in seinem Buch, dass er ein Deutschland möchte, in dem seine Enkel sich nicht fremd fühlen.

Auf die Frage: „Fühlen Sie sich in Kreuzberg fremd?“ antwortete er:

Nein, ich fühle mich in Kreuzberg nicht fremd. Kreuzberg ist ein Stadtteil von Berlin. Wieso sollte ich mich denn hier fremd fühlen?

Sie haben gesagt, dass Sie sich ein Deutschland wünschen, in dem sich Ihre Enkelkinder nicht fremd fühlen. Haben Sie also die Befürchtung, dass dies in naher Zukunft in Deutschland der Fall sein könnte?

Ich habe mich einem kulturellen Problem gewidmet und habe hierüber ein Buch geschrieben. Die Migranten sind in diesem Land herzlich willkommen. Aber diese Menschen müssen sich innerhalb eines Zeitraums der deutschen Gesellschaft anpassen. Auch die Türkei hat in ihrer Geschichte eine große Erfahrung mit Minderheiten. Ich möchte nicht, dass sich in Deutschland nationale Minderheiten bilden und Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund sich in ihrer eigenen Welt verstecken. Es sollen sich in Deutschland keine Parallelgesellschaften entwickeln. Dies war in Amerika so. Klein Italien, in dem Italiener leben, eine polnische Gemeinde oder jüdische Stadtteile. Wir können dieses nicht gleichsetzen.

Können Sie die Reaktionen der Türken und Moslems auf Ihr Buch verstehen?

Alle Türken und Moslems in einen Topf zu schmeissen wäre falsch. Dies gilt auch für die Deutschen. Ich habe kein Problem mit Türken oder Moslems. Mein Problem sind die Türken und Moslems, die sich nicht diesem Land anpassen wollen, die in ihrer eigenen Welt weiterleben und ihre eigene Kultur und Identität nicht ablegen wollen. Ich habe dieses zum Ausdruck gebracht. Und diese Wahrheit muss jeder verkraften.

Hatten Sie jemals etwas mit Türken zu tun?

Ich hatte indirekt etwas mit der Ausbildung von Türken zu tun. Meine Frau ist Lehrerin und übte ihrem Beruf in Köln aus. Ein Großteil Ihrer Schüler waren Türken, deren Eltern im Stollwerk Betrieb gearbeitet haben. Später kam ich nach Berlin und hatte auf andere Art mit Bildung zu tun. Ich möchte, dass türkischstämmige Menschen Interesse an Deutschland haben.

Diese Menschen sollen nicht nur türkischsprachiges Fernsehen konsumieren, sondern auch deutsche Sendungen schauen. Also gerne auch einen „Tatort“. Natürlich soll die Kultur und die Sprache gewahrt werden. Aber es ist nunmal so, dass die Landessprache in Deutschland deutsch ist. Hierauf müssen wir achten.

Eltern sollten darauf achten, dass die Kinder eine gute Ausbildung erhalten und erfolgreich in der Schule sind. Sie müssen sich der deutschen Gesellschaft anpassen. Man kann auch, ohne seine Identität oder Nationalität zu verleugnen, ein Teil der deutschen Gesellschaft werden. Ein Pole kann auch in Berlin ein Pole sein. Genauso wie ein Russe in Berlin ein Russe bleiben kann. Genauso wie ein Ukrainer. Das gilt auch für die türkische Bevölkerung. Aber Menschen, die seit langem in Deutschland leben, müssten nach einer bestimmten Zeit Deutsche sein können. Meine Vorfahren kamen vor einigen Jahrhunderten aus Südfrankreich. Daher stammt auch mein französischer Nachname. Ich habe eine italienische Urgroßmutter und und eine englische Großmutter. Ich bin also auch kein „reinrassiger Deutscher“.