Güncelleme Tarihi:
Der schon seit geraumer Zeit kursierende Song "Wonderful Life" mauserte sich zunächst zum veritablen Internet-Hit, nun konnte sich die Single ganz oben in den deutschen Charts platzieren. Das dazugehörige Debütalbum "Happiness" ist am Freitag erschienen.
Mit Arbeitslosengeld über Wasser gehalten
Hurts' Weg zur ersten Veröffentlichung war entbehrungsreich, wie die Engländer erzählen. Zweieinhalb Jahre, sagt Sänger Theo Hutchcraft, habe man von Arbeitslosenhilfe gelebt. "Wir hatten keine Zeit für irgendetwas anderes, haben an der Musik gearbeitet. Um 9 Uhr morgens fingen wir an und das jeden Tag." Dieser Erfahrung verdanke man eine gute Arbeitsethik. Außerdem wisse man nun den Erfolg umso mehr zu schätzen. "Weil wir so viel gegeben haben, genießen wir das alles, jeden Tag, jeden Moment", sagt Hutchcraft über den Erfolg.
Die Höhen und Tiefen im Leben sind Thema
Auch, dass die höflichen Mittzwanziger so viel Wert legen auf ein gepflegtes Äußeres, rührt aus dieser Phase. "Unser Stil kommt aus der Zeit, als wir zum Arbeitsamt gehen und dort sagen mussten: ´Ich bin ein Verlierer, bitte geben Sie mir einen Job.´ Wenn man sich aber smart kleidet, dann fühlt man sich auch danach noch gut." Vor allem die tolle Single "Wonderful Life" spiegelt die Ambivalenz der Songs von Hurts wider: In dem Lied geht es sowohl um einen Mann, der sich das Leben nehmen will, als auch um die Liebe auf den ersten Blick. Für ihn sei das Leben gerade wegen dieser Gegensätze lebenswert, betont Hutchcraft. Die Höhen und Tiefen, das Drama und das Erleben des Guten sowie des Schlechten. Doch auch andere Stücke der ersten CD - das Duo selbst spricht bei seinen Werken von emotionaler elektronischer Musik - begeistern: etwa das sehnsüchtige, teils mantraartige "Stay", das betörende "Blood, Tears & Gold".
Einflüsse von Depeche Mode oder Pet Shop Boys
Die Popmusik neu erfunden hat das Gespann natürlich nicht, dafür sind Einflüsse und Vorbilder einfach zu schnell auszumachen: Depeche Mode, Spandau Ballet oder die Pet Shop Boys. Hie und da werden sich Hurts deswegen wohl den Vorwurf einhandeln, nur nachzuahmen. Ihr Synthie-Pop entstehe am Reißbrett, kühl zusammengeklaut, urteilt das Popmagazin "Spex". Die Boys aus Manchester dürfte die Kritik das nicht weiter stören. "Wenn du eine Band bist, die polarisiert", erklärt Keyboarder Adam Anderson, "wenn dich die einen lieben und die anderen hassen, werden dich diejenigen, die dich lieben, noch mehr schätzen." Als er jünger war, hätten ihm die Bands, die von den Leuten gehasst wurden, oft am besten gefallen. Pragmatismus und sympathische Bescheidenheit haben Theo und Adam bisher nicht eingebüßt. Falls es wider Erwarten nichts werden sollte mit der großen Karriere, dann bleibt ja immer noch die Freude an der Musik. "Wenn's nicht klappt", erklärt Hutchcraft, "dann wird Musik eben wieder zu meinem Hobby." Doch es wird wohl klappen. Bei aller teils berechtigten Kritik gehört das britische Duo Hurts mit Sicherheit zu den spannendsten Pop-Ereignissen 2010.