Gewalttäter brauchen eine Therapie

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Gewalttäter brauchen eine Therapie
Oluşturulma Tarihi: Aralık 20, 2012 12:30

Im Kampf gegen häusliche Gewalt ist es nicht nur wichtig die Gewaltopfer zu fokussieren, sondern auch diejenigen, die Gewalt ausüben. Die Hürriyet hat in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Südosthessen eine Fachtagung zum Thema „Täter und Täterarbeit bei häuslicher Gewalt im kulturellen Kontext“ veranstaltet. Dabei wurde die Wichtigkeit hervorgehoben, Gewalttätern Hilfsangebote in ihrer Muttersprache anzubieten. An der Veranstaltung nahmen viele Expertinnen und Experten teil.

Haberin Devamı

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DIE gemeinsam organisierte Fachtagung unter dem Namen „Täter und Täterarbeit bei häuslicher Gewalt im kulturellen Kontext“ der Tageszeitung Hürriyet und dem Polizeipräsidium Südosthessen fand in Offenbach im Deutschen Ledermuseum statt. Die Veranstaltung wurde von über 100 Expertinnen und Experten, welche in den Bereichen häusliche Gewalt und Jugendarbeit beschäftigt sind, besucht. Die Eröffnungsreden hielten die stellvertretende Polizeipräsidentin des Polizeipräsidiums Südosthessen Anja Wetz und die Geschäftsführerin der Dogan Media International Sevda Boduroğlu.

IN JEDER DRITTEN FAMILIE GIBT ES GEWALT

Anja Wetz machte dabei deutlich, dass es sehr wichtig ist, bei Familien mit Migrationshintergrund auch Hilfsangebote in ihrer Muttersprache anzubieten. Sevda Boduroğlu konstatierte, dass die Hürriyet Kampagne „Gegen häusliche Gewalt!“ seit mehr als sieben Jahren sehr vielen Betroffenen geholfen hat. Boduroğlu erklärte weiter: „In Deutschland gibt es in jeder dritten Familie häusliche Gewalt. Dies gilt nicht nur für Migrantenfamilien. Im Rahmen unserer Kampagne „Gegen häusliche Gewalt!“, welches von der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung e.V. unterstützt wird, haben wir eine Telefonhotline sowohl in türkischer als auch in deutscher Sprache eingerichtet. Wenn es uns dabei gelungen ist, auch nur ein Menschenleben zu retten, dann sind wir unserem Ziel ein Stück näher gekommen." Der Ministerialdirigent beim Hessischen Innenministerium Günter Hefner, der in Vertretung des Staatssekretärs Werner Koch an der Veranstaltung teilnahm, bedankte sich bei der Hürriyet für ihr Engagement im Kampf gegen häusliche Gewalt. In seiner Rede machte er deutlich, dass Kinder, die in Familien aufwachsen, an der Gewalt an der Tagesordnung steht, später auch Täter oder Opfer von häuslicher Gewalt werden.

TÄTERREHABILITATION

Der Referatsleiter für Integration beim Niedersächsischen Ministerium für Soziales Dr. Dursun Tan erklärte in seinem Impulsvortrag, dass Gewalt die Sprache derjenigen ist, die in ihrer Kommunikation gehemmt sind. Weiter hob Dr. Tan in seinem Vortrag hervor, dass statistisch gesehen 5 % der Menschen mit Migrationshintergrund Gewalttäter sind und diese 5 % als Repräsentanten für eine gesamte Community angesehen werden. Neben Dr. Dursun Tan nahmen an der anschließenden Talkrunde Cornelia Schonhart, Leiterin der Koordinationsstelle gegen häusliche Gewalt vom Hessischen Justizministerium, Rechtsanwältin Dr. Esma Çakır-Ceylan, der stellvertretende Redaktionsleiter und Leiter der Kampagne „Gegen häusliche Gewalt!“ Ayhan Can, teil. Die Moderation übernahm Landesmigrationsbeauftragter im Hessischen Landeskriminalamt Achim Wenz. Zu Beginn der Talkrunden wurden zwei Werbespots der Hürriyet Kampagne „Gegen häusliche Gewalt!“ gezeigt. Cornelia Schonhart erklärte in ihrer Rede, dass es im Kampf gegen häusliche Gewalt nicht nur ausreichend ist, den Gewaltopfern, sondern auch Gewalttätern entsprechende Angebote zur Verfügung zu stellen. Daher sei für die Jahre 2013 und 2014 ein Betrag von 100.000,- € für die Rehabilitation von Gewalttätern bereitgestellt worden. Weiterhin machte Schonhart auf den Film "Festung" aufmerksam, in dem die Geschichte von Kindern erzählt wird, die der jahrelangen Gewalt der Eltern ausgesetzt sind.

DER TÄTER GEHT, DAS OPFER BLEIBT

Rechtsanwältin Dr. Esma Çakır-Ceylan erläuterte, dass es aus Sicht von Gewaltopfern sehr schwierig ist, einen Angehörigen anzuzeigen. Sie referierte weiter: „Zudem stehen Familien mit Migrationshintergrund in einem engen Verhältnis zu Verwandten und zu Nachbarn. Dies führt dazu, dass Gewaltopfer sich diesem Kreis nicht öffnen können. Viele wissen zudem nicht, welche Rechte sie haben und dass ein Gewalttätern die gemeinsame Wohnung verlassen muss“. Ayhan Can erklärte, dass Kampagne „Gegen häusliche Gewalt!“ im Oktober 2004 in der Türkei ins Leben gerufen wurde und im Jahre 2005 auch nach Deutschland transferiert wurde. Er sagte: „Zu dieser Zeit stand auch der Mord in Berlin an Hatun Sürücü im Mittelpunkt der Medien. Ich bin seit Jahren bei der Hürriyet als Journalist beschäftigt und wir sind ständig bemüht im Rahmen unserer Berichterstattung zum Thema häusliche Gewalt als eine nicht legitime Handlung hinzustellen und diese zu ächten." Weiterhin stellte Dr. Dursun Tan heraus, dass es wichtig ist, Männergruppen für Gewalttäter zu gründen und den Männern den Umgang mit Wut und Aggression ohne die Ausübung von Gewalt näher zu bringen.

Vom Ehemann fast getötet

Unter den geladenen Gästen der Fachtagung befand sich auch Aylin Korkmaz. Sie wurde im Jahre 2007 in Baden-Baden von ihrem damaligen Ehemann M. Korkmaz mit 26 Messerstichen fast getötet. Sie sagte, „Mein Exmann erzählte mir immer, wie sehr er mich lieben würde. Und gerade diese Person hätte mich beinahe getötet. Dadurch habe ich das Vertrauen gegenüber vielen Menschen verloren. Jedoch haben mir hunderte von Menschen ihre Hand gereicht und meine Familie hat mich stark unterstützt. Während meiner gesamten Ehe wurde ich von meinem Exmann geschlagen; die Schuld suchte ich stets bei mir. Ich dachte, ich sei keine gute Ehefrau und hätte Fehler gemacht. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich leider meine Rechte nicht und wusste auch nicht, wohin ich mich wenden könnte“.

GEWALT EXISTIERT AUCH IN GEBILDETEN FAMILIEN

Im Rahmen der Diskussionsrunde konstatierte eine Zuschauerin, dass häusliche Gewalt nicht nur bei wenig gebildeten Menschen vorkommt, sondern auch unter Akademikern anzutreffen ist. Eine andere Zuschauerin erklärte, dass nicht genügend Maßnahmen zur Aufklärung von Gewalttätern existieren und dies der Gesellschaft einen hohen finanziellen Schaden zufügt. Am Ende der Veranstaltung machte Achim Wenz darauf aufmerksam, dass im Kampf gegen häusliche Gewalt die unterschiedlichen kulturellen Prägungen beachtet werden müssen.

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