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Bis Mitte des Jahres war Taner im Vorstand der Jusos. Er ist freiwillig zurückgetreten, weil die schulische Belastung wegen des Abiturs zu hoch geworden ist. Aber Taner bleibt trotzdem aktiv. Dass es jetzt in Nordrhein-Westfalen eine rot-grüne Koalition gibt, motiviert ihn. "Wir wollen die Abschaffung der Studiengebühren", sagt er. Seit kurzem arbeitet er bei den Falken mit. Dort betreuen sie Jugendliche und versorgen sie mit kostenlosem Mittagessen. "Das sind Kinder aus sozialen Brennpunkten, viele mit Migrationshintergrund. Sie frühstücken nicht, haben keine Hilfe bei den Hausaufgaben", sagt er. Deshalb setzt er sich für diese Kinder ein, hilft ihnen bei den Hausaufgaben und verteilt kostenloses Essen. Für Taner ist das ein Teil von politischer Aktivität. "Mag sein, dass es ein kleiner Schritt ist, aber es verbessert die Welt ein Stückchen."
Jeder Mensch hat eine Geschichte
Die Integrationsdebatte der vergangenen Monate verfolgt Taner mit großem Interesse. Doch Thilo Sarrazins Art und Weise lehnt er ab. "Vor allem die Aussage über Gene empfinde ich als Beleidigung. Das hat vor 70 Jahren in Deutschland schonmal jemand versucht", sagt der Jung-Politiker. Das habe mit Integrationspolitik nichts zu tun. Was der Bundespräsident Christian Wulff gesagt habe, das findet Taner viel besser. "Es wird in der Diskussion über Menschen gesprochen, die eine Geschichte haben -egal ob Türke, Russe oder Araber - sie haben doch alle Ziele", erklärt er. Doch diese würden nicht beachtet. Es sei ein Schichtenproblem: "Wenn man aus einer Schicht kommt, die bildungsfern ist, ist es schwer weiterzukommen." Statt rumzuschimpfen , sollte die Politik mehr investieren , findet er. Während der Integrationsdebatte der vergangenen Wochen, habe er bemerkt, dass diskriminierende Sprüche hoffähiger geworden seien. "Dabei wollen wir doch gerade das abbauen. Die Debatte, wie sie geführt wird, ist kontraproduktiv", sagt er. Taner fodert eine sachliche Diskussion, mit dem Ziel die Menschen wirklich zu in tegrieren. "Was jetzt entschieden wird, wird die Zukunft für Deutschland entscheiden und auch die Frage, welche Politik für Migranten gemacht wird", sagt er im Hinblick auf die politischen Entscheidungen der Bundesregierung. Auf die Frage, ob ihm dabei die Lust an der Politik vergeht, antwortet Taner entschieden: "Nein. Es motiviert mich noch mehr, mitzugestalten." Man könne meckern, aber das alleine helfe nicht. "Wir müssen sagen: Nein, Herr Sarrazin, so nicht!"
An moralische und ethische Ziele glauben
Ein Blick in die Geschichte der Menschen hilft Taner Hoffnung zu schöpfen: "In der Geschichte war es immer so, dass Menschen für das Gute gekämpft haben. Wenn sie nicht gekämpft hätten, wären wir heute nicht da, wo wir sind." Deshalb sind Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht Vorbilder für Taner. Zurzeit lese er in der Schule Immanuel Kant: "Das ist spannend und wichtig. Da geht es um die Vorstellung von Moral und Ethik. Wenn wir alle danach leben würden, dann hätten wir weniger Probleme", ist sich Taner sicher. Kein Vorbild aber gutes Beispiel ist für ihn der US-amerikanische Präsident Barack Obama. "Toll, dass er es geschafft hat. Obama hatte es sicher nicht einfach." In den Zwischenwahlen habe es für Obamas Partei eine herbe Niederlage gegeben und damit wachse der Druck. "Wenn man dann den Mut hat eine gesetzliche Krankenversicherung durchzusetzen, zeigt das, dass er an seine Vision für eine bessere Welt glaubt." Der Glaube an moralische ethische Ziele, an das Gute und nicht ans Geld, dafür steht Taner. "Wir müssen füreinander, für Menschen da sein", sagt er. Deshalb sei Taner auch bei der SPD. Das Soziale vertrete die SPD am besten, der Schüler wolle auch seine Partei nicht wechseln. "Ich fühle mich dort zuhause", sagt er.
"Viel Liebe" für Deutschland
Auf die Frage, was sich Taner für Taner wünscht, antwortet der 18-Jährige spontan: "viel Liebe". "Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, dass es allen Menschen gut geht. Keiner soll ausgeschlossen werden - weder vom Mittagessen, weil er kein Geld hat, noch vom Kinobesuch oder beim Kauf von Kleidung." Schlimm sei der Egoismus, die "Das-Geht-Mich-Nichts-An"-Mentalität. Viele Menschen würden einfach nur Spaß haben wollen und dabei die Augen verschließen für das Wesentliche. "Dies ist auch mein Land und ich bin gerne Deutscher" - diese Aussage eines Menschen mit Migrationshintergrunds, sollte auf Akzeptanz bei der Mehrheit der Deutschen stoßen - das wünschst sich Taner. "Aber so lange Nazis Häuser anzünden und Migranten beschimpft werden... Man hätte aus der Geschichte lernen können", sagt Taner nachdenklich. Doch Taner fühlt sich zuhause in seiner Heimatstadt. Deshalb investiert er seine Zeit, seine Lust, seine Ideen in Deutschland. "Zuhause ist kein Land, sondern der Ort, wo es Menschen gibt, die einen lieben und aufnehmen, wie Eltern, Familie und Freunde", sagt er. Deshalb setzt sich Taner für Deutschland ein, um seine Heimat und die Welt zu verbessern.