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Die theoretische Führerscheinprüfung wird bundesweit seit Anfang des Jahres am Computerbildschirm abgelegt. Da scheint es keine abwegige Idee, sich mit Hilfe des gleichen Mediums darauf vorzubereiten - dem heimischen PC. Verlage und Softwarehersteller haben sich das auch gedacht und entsprechende Lernprogramme für Fahrschüler in den Handel gebracht - zu Preisen ab zehn Euro. Hilft der Rechner besonders gut, die Prüfsituation zu simulieren? Oder sind die alten Fragebögen doch besser?
Üben am PC kann sinnvoll sein
Frank Volk vom TÜV Süd in München - der TÜV nimmt Führerscheinprüfungen ab - bezieht klar Stellung für die multimedialen Möglichkeiten: "Üben und Lernen am PC ist mit Blick auf die Prüfung sinnvoll." Er macht eine "positive Wirkung" auf das Lernen aus, da nicht mehr "stur auswendig" gelernt werde. Vor allem Übungsvideos, wie sie in viele der Programme eingebunden sind, hält Volk für sinnvoll: "Die räumliche Vorstellungskraft der Schüler wird dadurch geschärft", da die Verkehrssituation im Bewegtbild realistischer als auf Fotos dargestellt werde.
Stress der Prüfungssituation wird simuliert
Die Funktionen der Programme sind im Vergleich zu den Lernbögen aus Papier durchaus vielfältig. So werden die Paukenden in der Regel mit nach Zufallsprinzip rotierenden Fragen gelöchert. Oder die Programme merken sich Schwächen und stellen betreffende Fragen besonders häufig. Statistiken zeigen Lernfortschritte. Und die Beantwortung von Fragen in einer vorgegebenen Zeit hilft, den Stress der Prüfungssituation zu simulieren. Zusatz-Features informieren über den aktuellen Bußgeldkatalog oder die Prüfungsrichtlinien. Dennoch werden die alten Fragebögen noch häufig gekauft, so die Beobachtung von Peter Glowalla vom Bundesverband der Fahrlehrerverbände in Berlin.
Experten sehen Lernprogramme im Netz kritisch
Neben Lernprogrammen, die auf Datenträgern erworben werden, gibt es auch zahlreiche internetbasierte Angebote. Glowalla sieht im Online-Kontext Gefahren: Lernprofile, die im Zusammenhang mit der CD-Rom noch unkritisch seien, würden im Netz hinterlegt und gewinnbringend gehandelt. "Das wissen wir", beteuert Glowalla, der etwa Nachteile bei Bewerbungen im Berufsleben ausmacht, wenn potenzielle Arbeitgeber Mitarbeiter auch anhand solcher Lernprofile auswählten. "Diese Gefahr besteht aber nicht, solange Sie eine CD kaufen."
Nicht alle Angebote gut
Für Kay Schulte vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn sind die Programme sinnvoll, solange sie die offiziellen theoretischen Fragen abbilden. Doch hier lauert einem Bericht der Zeitschrift "Computer Bild" zufolge, die acht Programme testete, ein Fallstrick: Denn teils richteten die Softwarehersteller die Fragen nach der neuen Straßenverkehrsordnung vom Dezember 2009 aus. Doch die Verordnung trat laut "Computer Bild" wegen formeller Fehler nicht in Kraft, weswegen nach wie vor die alte Fassung gilt, wie auch Glowalla bestätigt.
Abweichungen vom Fragenkatalog
"Computer Bild" attestierte manchem PC-Programm Abweichungen vom gültigen Fragenkatalog, die in den meisten Fällen jedoch keinen Einfluss auf den Lernerfolg hätten. Prinzipielle Gefahr jedoch: In der Theorieprüfung können Fragen auftauchen, die per Software gar nicht geübt werden konnten. Am größten sei das Defizit bei der Software "Euro-Fahrschule 2010" von Sybex (14,99 Euro), die deswegen im Test mit dem Urteil "mangelhaft" durchfiel. Als Testsieger kürte das Blatt die "PC-Fahrschule 5.0.2" von Power-Soft (25 Euro). Besonders überzeugte die Tester die Möglichkeit zu Extra-Lerneinheiten, bei denen der Anwender Fragen als schwierig einstufen kann und dann besonders häufig gestellt bekommt. Platz zwei und drei belegten der "Lern-o-Mat" von Mediapromote (14,95 Euro) und der "Europa-Führerschein 2010" von Rondomedia (14,99 Euro). Vorteil aller Programme: Mit ihrer Hilfe ist die Vorbereitung auf Prüfungen in allen Führerscheinklassen möglich - von A und B für Motorrad und Pkw bis C und D für Lkw und Busse.
Programme stellen die Fragen rauf und runter
In einer Hinsicht sind die speziellen Lernprogramme im Vorteil gegenüber der Theoriestunde in der Fahrschule: Denn "laut Fahrschülerausbildungsverordnung ist das Üben von Prüfungsfragen dort nicht erlaubt", sagt Fahrlehrer Glowalla. PC-Programme hingegen stellen die Fragen auf Wunsch rauf und runter. Stur gepaukt werden können die Prüfungsfragen aber auch mit den alten Papierbögen.
Statistiken, die den Erfolg der theoretische Prüfung am Rechner mit besseren Durchfallquoten belegen könnten, wurden laut TÜV-Sprecher Volk noch nicht erstellt. Doch das Lernen per Papierbogen ist für ihn allein wegen der Umstellung auf die Computertechnik "ein Anachronismus."