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Die Innenministerkonferenz hat sich in dieser Woche mit einem Verbot der Salafisten beschäftigt. Diese radikale Gruppe hat 200 Aktive und 2500 Anhänger in ganz Deutschland. Diese sehr kleine Gruppe schadet dem Ansehen von 4 Millionen Muslimen, weil sie aggressiv, provozierend Hass predigen. Solche Aktionen nutzen nur denen, die gegen Zuwanderer Stimmung machen wollen. Türken gibt es so gut wie keine unter den Aktivisten.
Bekanntester Prediger ist ein deutscher Ex-Boxer namens Pierre Vogel und Chef der Gruppe ist ebenfalls ein deutscher Konvertit und Ex-Feuerwehrmann namens Sven Lau. Der Fanatismus hat also nichts mit Zuwanderung zu tun. Deutsche Spinner sind die Wortführer.
In dieser Woche gab es eine Festnahme, weil die Salafisten selbst ein Feuer in einem Wohnhaus in Mönchengladbach gelegt haben sollen, um einen Brandanschlag vorzutäuschen.
Hier hört der Spaß auf. Brennende Häuser haben türkischen Familien in Mölln, Solingen und anderswo in den Neunziger Jahren viel Leid zugefügt. Wer das instrumentalisiert, verletzt auch die Herzen der Opfer.
Eine der beeindruckendsten Frauen, die ich in meinem Leven kennengelernt habe, ist Mevlüde Genc. Als Minister habe ich sie oft in ihrem Haus in Solingen besucht. Sie haben mich wie ein Familienmitglied aufgenommen. Als sie mir den schlechten Zustand der Gräber und der kleinen Gedenkstätte in der Türkei schilderten, habe ich veranlaßt, dass das Land Nordrhein-Westfalen sie in einen würdigen Zustand versetzte.
Zur Einweihung bin ich nach Mercimek, in das Heimatdorf der Familie, gereist. Es waren bewegende Tage. Die Familie ist im ganzen Dorf geschätzt. Und wie schon am Tag nach dem Tod ihrer Kinder spricht sie nicht schlecht über "die Deutschen", sondern über die Einzeltäter. Daran können sich viele Deutsche ein Vorbild nehmen: Man darf nicht aus dem Fehlverhalten einzelner auf die Religion, die Kultur und das ganze Volk schließen.
Und noch ein Klischee: Gerne schaue ich sonntagabends "Tatort", den Krimi in der ARD. Letzten Sonntag, passend zur heute beginnenden Frauen-Fußball WM wurde eine türkeistämmige Spielerin ermordet. Schnell lag der Verdacht auf der Familie, auch wenn es am Ende einen anderen Täter gab.
Man kann ja über Frauenfußball denken, was man will, dem einen gefällt er, dem anderen eher nicht. Aber verboten war er nicht in der Türkei. Dort gibt es seit 1923 einen Verband und die letzten Spitzenteams sind Atasehir Belediyespor, Konak Belediyespor oder Adana Idmunyurduspor. In Deutschland aber hat der DFB 1955 Frauenfußball verboten so wie in Saudi-Arabien.
Erst 1970 wurde das Verbot aufgehoben. Also erneut kein Grund zur kulturellen Arroganz. Der DFB war fundamentalistischer als der türkische Verband. Die Zeiten haben sich natürlich geändert: Ab heute will Deutschland ein guter Gastgeber für die Weltmeisterschaft sein. Und natürlich entscheidet jeder selbst, ob er Frauen-Fußball mag oder nicht.