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Die türkischen Mitbürger in Europa haben ein großes Problem, wenn sie mit dem Auto in die Türkei in Urlaub fahren. Sie müssen in der Hochsaison 10-12 Stunden an der türkisch-bulgarischen Grenze wegen des Personalmangels des bulgarischen Zolls warten. Was können Sie unternehmen,d amit die Situation erträglicher wird?
Ich kenne das Problem, ich habe dazu Berichte bekommen. Das ist wirklich sehr ärgerlich. Wir werden das mit der bulgarischen Regierung aufnehmen, damit möglichst schnell die Abwicklungsprobleme an der Grenze und auch die Bauhindernisse beseitigt werden. Ich bespreche das auch mit dem bulgarischen Außenminister.
IN DEM MOMENT VERLIEBTE ICH MICH IN ISTANBUL
Herr Außenminister, man sieht, Sie fahren gerne in die Türkei. Würden Sie über Ihre Eindrücke erzählen? Was gefällt Ihnen da?
Das erste Mal war ich Mitte der siebziger Jahre in der Türkei. In einem hübschen, sehr kleinen Ort in Kusadasi. Ich habe damals natürlich auch Izmir gesehen. Ich fand die türkische Gastfreundschaft einfach einmalig. Es gab noch nicht so gut entwickelte Hotelanlagen wie heute. Das war alles ja noch ganz anders und viel kleiner. Später bin ich dann häufig nach Istanbul gereist. Und die Bürger Ankaras mögen entschuldigen: Istanbul ist einfach Weltklasse. Ich bin ein begeisterter Fan von Istanbul. Das ist für mich eine der ganz großen Städte der Welt.
Ich habe eine türkischstämmige Freundin, sie ist seit Jahrzehnten mit einem deutschen Freund verheiratet und hat längst erwachsene Kinder. Mit ihr bin ich vor vielen Jahren einmal durch Istanbul gelaufen. So wie man es nicht kann, wenn man nur Tourist ist. Ich habe Istanbul mit anderen, mit ihren Augen gesehen. Das war ein Augenblick, in dem ich mich wirklich in Istanbul verliebt habe. Ich wünschte, es würden noch mehr Deutsche Istanbul selber sehen. Sie würden eine moderne, pulsierende und auch sehr aufgeschlossene internationale Metropole erleben.
UNSERE REISE WAR EIN ECHTES ABENTEUER
Was hat Sie in den siebziger Jahren nach Kusadasi gezogen?
Das war meine Mutter. Da war ich um die 14 Jahre alt, meine Mutter fuhr mit uns dahin. Es war ja nicht so wie heute. Die Reise war ein echtes Abenteuer. Unglaublich war das. In der Schule hieß es nur: ‘Was, du fährst in die Türkei?’ Meine Freunde waren neidisch, weil ich so weite Reisen machen durfte.
Ihre Mutter war also sehr unternehmungslustig?
Meine Mutter ist immer noch unternehmungslustig. Mein Vater ist dieses Jahr leider verstorben, meine Mutter lebt glücklicherweise noch. Sie ist jetzt eine ältere Dame, die viel verreist. Meine beiden Eltern waren immer sehr neugierig. Und das bin ich auch. Wenn ich mal etwas Zeit habe, irgendwann mal, in ferner Zeit natürlich, möchte ich gerne mal mit dem Auto und einigen Freunden durch die Türkei fahren.
BOTSCHAFT AN DIE TÜRKEN
Was möchen sie den türkischstämmigen Mitmenschen bezüglich der Bundestagswahlen mitteilen?
Meine wichtigste Botschaft besteht aus zwei Worten: Geht wählen! Ich glaube, dass man damit auch zu einem Vorbild für junge Menschen wird. Man sollte sich in dem Land aktiv beteiligen, in dem man das Wahlrecht hat.
Was für Erwartungen haben Sie?
Wer welches Amt bekommt, entscheiden jetzt die Wähler. Aber eines ich kann Ihnen versichern: Solange ich in der Regierung bin, wird es eine respektvolle, ausgewogene Türkei-Politik der Bundesregierung geben.
In dem CDU-Wahlaufruf steht die Koalition mit der FDP nicht mehr. Was sagen Sie dazu?
In der CDU/CSU mögen einige wenige von einer großen Koalition träumen. Aber sie würden dann mit einer Regierung aus SPD, Grünen und Linkspartei aufwachen. Ich erinnere mich noch gut an die letzte große Koalition. 2005 wurde als Erstes die Mehrwertsteuer um drei Prozent erhöht. Das sollten wir uns diesmal ersparen.
WIR WERDEN 5 % UND MEHR HOLEN
Sind Sie zuversichtlich, dass Sie die 5-Prozent Hürde schaffen?
Ich bin mir sicher, dass die FDP fünf Prozent und mehr holen wird. Aber nur, wenn die Zweitstimme intelligent für die FDP eingesetzt wird, gibt es auch eine Regierungsmehrheit aus Union und FDP. Darum geht es, und dafür kämpfen wir.
Kochen Sie gerne?
Ja, ich koche gerne. Die Grünen wären für mich nichts gewesen. Schon deshalb, weil ich nicht den ganzen Tag Spinat essen möchte. Ich esse gerne Fleisch.
Was machen sie sonntags?
Wenn möglich, und leider viel zu selten: Joggen, lange frühstücken und Zeitung lesen. Das ist für mich der größte Genuss morgens, Zeit für die Zeitung zu haben. Ich fange mit dem Feuilleton an, dann die Reiseberichte und danach kommt erst der politische Teil. Was mich eher weniger interessiert, ist der Sport. Ich bin einer der ganz wenigen Deutschen, die nicht viel von Fußball verstehen. Immer wenn ich Premierminister Erdogan treffe, kann er mir besser erzählen, welcher deutsche Fußballer gerade wie gut spielt. Er weiß alles über Fußball. Ich versuche immer, höflich zu nicken.