DeutschPlus ist Deutschlands Zukunft

Diese großartige Initiative für eine plurale Republik will beruflich erfolgreiche Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zusammenbringen. Sie wollen Netzwerke bilden, in den Bereichen Kommunikation, Medien und Nachwuchsförderung aktiv werden und sich, wie sie so schön formulieren, um das Deutschland von morgen kümmern. Dieses Deutschland von morgen wird ein Land sein, in dem die Zuwanderer und ihre Kinder selbstverständlicher Teil des Landes sind. Auf dieses Deutschland kann man dann zu Recht stolz sein, weil jeder seine Aufstiegschance hat.

In der Vergangenheit sind aber viele Chancen vertan worden. Ich höre in der Runde die Geschichte von Murat Suner. Seine Mutter hatte gute Kontakte zu den jüdischen deutschen Professoren, die nach 1933 in der Nazi-Zeit in die Türkei ins Exil gingen. Die wenigsten Deutschen wissen, dass die Türkei Zufluchtsort für deutsche Wissenschaftler war. Die Mutter von Murat Suner ging 1957 als ausgebildete Krankenschwester nach Hannover und ermutigte nach ihrer Rückkehr in die Türkei ihren Mann, einen Facharzt für innere Medizin, sich in Deutschland zu bewerben. 1966 schalteten sie eine Anzeige im Deutschen Ärzteblatt und bekamen 27 Angebote. Das damalige Ausländergesetz sah aber vor, dass die Stelle immer wieder neu angeboten werden musste und so sah Murat Suners Vater seine eigene Stelle immer als vakant in den Zeitungen. Er arbeitete in Bad Nauheim und in Nagold im Schwarzwald, in Burglengenfeld bei Regensburg und wurde Chefarzt in Nittenau. Sein Sohn musste viermal umziehen und besuchte in seiner Schullaufbahn vier Gymnasien. Was bedeutet dies für ein Kind, immer neue Freunde suchen zu müssen? Heute ist er Herausgeber einer Zeitung und eines Musik-Labels, das unter anderem Sertab Erener, den Gewinner des European Song Contest 2003 vertrieb. Ein Gewinn für Deutschland, eine Erfolgsgeschichte trotz aller bürokratischen Hemmnisse der 70er Jahre.

Leiter von DeutschPlus ist Farhad Dilmaghani, der in wenigen Tagen neuer Staatssekretär der großen Koalition in Berlin im Ministerium von Dilek Kolat wird. Auch er, bisher Direktor an der European School of Management and Technology, eine Erfolgsgeschichte, die andere anstecken kann.

Und ich treffe Ali Aslan, den engen Mitarbeiter von Wolfgang Schäuble, der die Deutsche Islam-Konferenz ganz wesentlich mitgestaltet hat. Er kam mit neun Monaten nach Deutschland, arbeitete bei CNN in den USA, bevor er ins Bundesinnenministerium wechselte. Er geht nun zur Deutschen Welle und wird dort im englischsprachigen Programm die bekannte Talkshow „Quadriga“ moderieren. Ein türkeistämmiger Deutscher moderiert für die Zuschauer in aller Welt auf englisch eine politische Informationssendung. Das ist das neue Deutschland, DeutschPlus in Idealform. Dies sollte anderen Mut machen.