Deutschland trauert

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Deutschland trauert
Oluşturulma Tarihi: Şubat 25, 2012 00:00

Millionen Menschen haben am Donnerstag mit einer Schweigeminute an die zehn Opfer der Neonazi-Mordserie gedacht.

Haberin Devamı

Um Punkt 12 Uhr stand Deutschland still. Die Daimler-Arbeiter in Stuttgart-Sindelfingen und von Ford in Köln ließen ihre Arbeit und die Produktion ruhen. Im Landgericht Siegen unterbrachen Richter ihre laufende Verhandlung. In Berlin, Hamburg, Düsseldorf und vielen anderen Städten stoppten Busse und Bahnen.

Zur gleichen Zeit sitzt die gesamte Spitze des Staates, 1200 Personen aus Politik und Wirtschaft im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt. Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte ein Zeichen setzen, denn Gleichgültigkeit hinterlässt Opfer ohne Namen, ohne Gesicht, ohne Geschichte. Sie spricht zu den anwesenden Familien der Opfer: „Niemand kann Ihnen den Ehemann, den Vater, den Sohn oder die Tochter zurückbringen. Niemand kann die Jahre der Trauer und der Verlassenheit auslöschen. Aber wir alle können Ihnen heute zeigen: Sie stehen nicht länger allein mit Ihrer Trauer. Wir fühlen mit Ihnen.“

Und die Bundeskanzlerin sagt den entscheidenden Satz: „Ich bitte Sie um Verzeihung.“ Sie meint das Versagen der Sicherheitsbehörden und die vielen falschen Verdächtigungen gegen die Opferfamilien. Ein guter Satz.

Dann spricht Semiya Simsek. Sie ist die Tochter von Enver Simsek, einem türkeistämmigen Blumenhändler. Sie war 14 Jahre alt, als ihr Vater ermordet wurde. „Hörst Du das? Die Glöckchen? Das sind die Schäfchen, die jetzt aus den Bergen runter ins Tal kommen“, beginnt sie ihre Rede, „mein Papa erzählte gerne von sich und seinen Träumen. Ich liebte es, ihm zuzuhören. Ich spürte, wie glücklich mein Vater in diesem Moment war. Ein Jahr später, am 9.9.2000, wurde mein Vater erschossen.“ Ihre Worte machen tief betroffen.

In der ersten Reihe sitzt Wolfgang Schäuble und hat bestürzt die Hand auf den Mund gelegt, ebenso Norbert Lammert, der Bundestagspräsident. Und im Saal haben viele Menschen Tränen in den Augen.

Es gibt selbst gutgemeinte falsche Wörter. Dazu gehört die Beschreibung der Mordtaten als "fremdenfeindlich". Wieso eigentlich "fremd"? Die Toten lebten jahrzehntelang als gute Nachbarn, als fleißige Kleinunternehmer, zum Teil als deutsche Staatsbürger in unseren Städten. Wir alle kauften dort unsere Blumen oder unsere Zeitungen. "Fremd" sind die Mörder, die in willkürlich gewählte Städte kamen, um zu töten. Fremd sind aber nicht die Opfer.

Gamze Kubaşık, die Tochter des ermordeten Kioskbesitzers Mehmet Kubaşık in Dortmund, wird Mitglied der Bundesversammlung sein, die am 18. März den neuen Bundespräsidenten wählen wird. Neben den 620 Bundestagsabgeordneten werden 620 Vertreter aus den Ländern von den 16 Landtagen gewählt. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Nordrhein-Westfalen, Reiner Priggen, hat dafür die Tochter eines der Opfer benannt. Dies macht keinen Toten lebendig, aber es ist stellvertretend für alle Opfer das schönste Signal: Ihr gehört zu Deutschland. Die Nazis hatten keinen Erfolg. Das neue deutsche Staatsoberhaupt wird mitgewählt von der Tochter eines Ermordeten.

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