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Heerscharen von Fotografen und Schreibern umlagern die Eurovisions-Siegerin, eine Phalanx von Kameras ist aufgebaut. Lovely Lena wirkt zierlich wie immer, wenn auch etwas fahl und zerknittert. In manchen Augenblicken scheint sie gegen ein hartnäckiges Schlafbedürfnis anzukämpfen. Wo immer Lena jetzt auftritt, entringt sich Volkes Kehle lauter Jubel. Aber noch immer hat sie sich ihre Fähigkeit bewahrt, den ganzen Zirkus mit einer Mischung aus Distanz und Neugier zu betrachten. Als sie feststellt, dass die leichteste Handbewegung ihrerseits ausreicht, um den ganzen Fotografenpulk gleichzeitig auf den Auslöser drücken zu lassen, nutzt sie dies sofort für einen kleinen Test: malt Figuren in die Luft und reißt plötzlich die Arme hoch. Hundertfaches Klicken. Deutlich wird bei dieser Pressekonferenz Raabs Rolle als Übervater seiner großen Entdeckung. Er stellt sich schützend vor sie, aber er trifft auch die Entscheidungen. Dass sie nächstes Jahr noch einmal für Deutschland beim Eurovisionsfinale antreten soll, das war ganz klar seine Idee. Sie zieht mit, wie könnte sie auch anders? Mehrmals bei der Pressekonferenz antwortet Raab für sie oder nimmt ihre Antworten vorweg: "Ich würd's nicht machen, wenn du einen Tipp von mir haben willst." Immer wieder fragen die Journalisten nach Lenas Plänen. "Europa-Tour wird's erst mal nicht geben», sagt sie und schaut dann zu Raab rüber: "Oder?" Der meint: "'n bisschen ins Ausland gehen ist doch okay, oder? Das wird 'n lustiger Europa-Urlaub für Lena." Täuscht der Eindruck oder ist er von diesem Gedanken begeisterter als sie? Von ihr kommt der Seufzer, dass sie noch nie in ihrem Leben so viel gearbeitet habe. Und ob es richtig war, dass sie diesen Weg gegangen ist, das wird sie wohl erst mit der zeitlichen Distanz von einigen Monaten sagen können, meint sie. Als die Journalisten noch und noch mal wissen wollen, was sie jetzt plant, macht sich auf ihrem Gesicht ein Anflug von Genervtheit bemerkbar. "Kein Stress jetzt hier! Immer Pläne, Pläne. Ich habe keine Pläne!" Einmal geht sie etwas auf Distanz zu ihrem Mentor. Da erklärt er poltrig, das Bundesverdienstkreuz wolle er höchstens zugeschickt haben, aber nicht aus der Hand eines Politikers bekommen, der sich damit nur selbst profilieren wolle. Daraufhin sie: "Ich würd' vielleicht auch hingehen." Wacker kämpft sie gegen eine Überhöhung zur Heiligen Lena. "Es ist schön, und es ist wahnsinnig, aber es ist kein Grund abzudrehen." Was bedeutet ihr Sieg für die Stimmung in Deutschland? «Ich fühl mich dieser Frage nicht gewachsen.» Hat der liebe Gott ihr geholfen? Über Glaubensfragen will sie nicht reden. Noch immer hat es Unterhaltungswert, Raab zusammen mit den Krawattenträgern vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu erleben. Er spricht jetzt zwar von seinen "Freunden von der ARD", aber man weiß nie, ob das nicht doch ironisch gemeint ist. Als NDR-Intendant Lutz Marmor darüber nachdenkt, wie man die 25 Millionen Euro zur Ausrichtung des großen Finales im nächsten Jahr zusammenbekommen soll, schlägt Raab prompt eine Gebührenerhöhung vor. Und auf Marmors Versicherung, die ARD könne notfalls auch schnell entscheiden, bemerkt er: "Ich weiß doch, dass Sie der Flitzebogen der ARD sind!" Tatsächlich wird es wohl noch dauern, bis die ARD sagen kann, in welcher Stadt das Finale stattfinden wird. Ins Rennen gebracht haben sich Hamburg, Hannover, Köln und Berlin. Auf mehrfaches Drängen Kölner Journalisten lässt sich Raab zwar zu einem halbherzigen Bekenntnis für seine rheinische Heimatstadt bewegen,aber im Grunde interessiert es ihn nicht: "Das ist Politik." Und dann singt Lena schnell noch mal "Satellite"; er begleitet auf der Gitarre. "Das war's." Blitzlichtgewitter der Fotografen. Lachlustige National-Ikone neben zähnebleckendem Entertainment-Genie. Klatschen. Küssen. Party.