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"Aktuell liegen wir bei einem nationalen Anteil von 55 Prozent", sagte der Präsident der Universal Music Entertainment GmbH für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Frank Briegmann. Dennoch geht das Geschäft insgesamt weiter zurück - auch bei Universal sinken die Erlöse leicht. Vor Eröffnung der Berlin Music Week rief Briegmann die Politik auf, endlich gegen illegale Downloads vorzugehen und den Urheberrechtsschutz zu verstärken.
Nationale Künstler wie Ich + Ich, Tokio Hotel und jetzt Unheilig werden immer beliebter. Wie schätzen Sie die Entwicklung ein?
Briegmann: "In diesem Jahr gab es noch einmal einen Schub, aktuell liegen wir im aktuellen Repertoire bei einem nationalen Anteil von 55 Prozent. Die drei meistverkauften Alben in diesem Jahr sind national: Unheilig führt vor Peter Maffay und Lena. Erst danach kommen internationale Größen wie Lady Gaga. Im Jahr 2000 lag der deutsche Anteil noch unter 40 Prozent. Das ist eine tolle Entwicklung."
Früher schien es so, als ob sich junge Musik und deutsche Sprache nicht vertragen. Nun hat sich das umgekehrt. Woran liegt das?
Briegmann: "Es gibt einen gesellschaftlichen Wandel. Wir beobachten eine emotionale Bindung an die Sprache, die es früher in diesem Umfang so nicht gab. Die Qualität deutscher Künstler ist bemerkenswert. Interessant ist, dass bei den Hits nach wie vor internationale Dance-Tracks oder Hip-Hop dominieren. Aber man muss schon mehrere Single-Hits hintereinander haben, um auch ganze Alben zu verkaufen. Das gelingt den deutschen Künstlern derzeit besser."
Es hat eine Weile gedauert, bis sich der Rundfunk mit deutschen Titeln angefreundet hat.
Briegmann: "Ich wünsche mir auch jetzt noch mehr Mut von den Radio- und Fernsehsendern. Zum Beispiel hat es am Anfang für Unheilig überhaupt keine Unterstützung gegeben, nun hat die Band alle Rekorde in den Album-Charts gebrochen. Die Medienpartner könnten ruhig öfter mal neue deutsche Themen anpacken. Da braucht man Mut, weil es keine Erfolgsgeschichte aus dem Ausland dazu gibt. Man fängt bei null an, aber uns geht es auch nicht anders."
Ist der Markt bald mit deutscher Musik übersättigt?
Briegmann: "Wir stellen uns auf dieses hohe Niveau ein, und wir investieren weiter in den nationalen Markt."
In Deutschland sind die Umsätze mit Musikdownloads im ersten Halbjahr um 40 Prozent gestiegen. Wie sieht das bei Universal Music aus?
Briegmann: "Ähnlich. Der Branche machen aber nach wie vor die illegalen Downloads zu schaffen. Seit dem Jahr 2000 sind die Umsätze um ungefähr 40 Prozent zurückgegangen. Da gehen massiv Arbeitsplätze verloren, Steuereinnahmen brechen ein. Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Musikpiraterie und Umsatzrückgang. Neue Gesetze mit konkreten Sanktionen gegen illegale Downloads sind überfällig. Die Politik engagiert sich zum Beispiel stark für die Filmbranche. Wir verlangen keine Förderung, aber wir wollen einen wirksamen Schutz der Rechte, die uns die Künstler anvertrauen."
Was tun Sie als Unternehmen gegen das schwächelnde Geschäft?
Briegmann: "Wir erzielen mit neuen Vertriebsmodellen inzwischen fast zehn Prozent der Erlöse. Dazu gehören Kooperationen zum Beispiel mit den Sparkassen, der Modefirma s.Oliver und der Handelskette H&M. Bald kann jeder dort Star-Outfit kaufen. Das läuft nun an. Der reine Musikumsatz ist weiter rückläufig, im ersten Halbjahr um fünf Prozent."