Güncelleme Tarihi:
Zu DDR-Zeiten prangte das zwei Meter große «M» auf den Markthallen am Alexanderplatz. Den roten Hertie-Schriftzug versenkten Ex-Mitarbeiter nach der Firmenpleite in der Spree: Als zwei von 500 Initialen und Schriftzügen stehen die beiden Leuchtreklamen jetzt im Schaudepot des künftigen Buchstabenmuseums. Aus der Sammlung soll in den kommenden Jahren ein Museum werden. Sein Ziel: Historische Schriften erhalten - und ein Stück Stadt- und Deutschlandgeschichte bewahren.
Idee vor 5 Jahren entstanden
Vor fünf Jahren hatten Kommunikationsdesignerin Barbara Dechant und ihre Kollegin Anja Schulz vom Berliner Stadtmuseum die Idee für das Museum. Die beiden Buchstabensammlerinnen gründeten einen Verein, drei Jahre später bezogen sie mit 50 Initialen ihr erstes Schaudepot. Inzwischen hat sich die Sammlung verzehnfacht. Nicht nur Deutsche, auch Finnen, Japaner, Russen und Amerikaner kommen in die Karl-Liebknecht-Straße, um die Ausstellung zu sehen. Viele von ihnen sind Kunstliebhaber, Typografen, aber auch Designer und Menschen, die mit den Schriftzügen persönliche Erinnerungen verbinden.
Viele "prominente" Buchstaben
An der Wand lehnt das historische "H" des damaligen Haupt- und heutigen Ostbahnhofs. Das Wort "Funk" erinnert an die Zeit der deutschen Teilung, es gehörte einst zu dem Namen: "Deutscher Demokratischer Rundfunk". Jahrzehnte lang prangte der Neonschriftzug "Zierfische" über einem Fischgeschäft am Frankfurter Tor - heute ist er ein Beispiel für die Konsumgeschichte Deutschlands. "Früher stand an den Geschäften geschrieben, was man dort kaufen konnte", sagt Barbara Dechant. "In den Siebzigern kamen die Firmennamen, und heute liest man nur noch die Namen von Unternehmensketten."
Wirtschaftliche Entwicklung wird gezeigt
Das Repertoire der Ausstellung spiegelt auch die wirtschaftlichen Entwicklungen. Namen wie "Wertheim", "Karstadt", "Hertie" und "Quelle" fristen auf den 300 Quadratmetern im Berlin Carré ihr Dasein nach den Firmenpleiten. "Den Quelle-Schriftzug hat uns die Firma überlassen, noch bevor die Mitarbeiter wussten, dass der Konzern pleite war", berichtet Dechant.
Auch ein Filmstar ist dabei
Anders als das 1996 in Las Vegas gegründete Neon-Museum, das sich auf Leuchtreklamen spezialisiert hat, finden sich im Berliner Schaudepot Schriftzüge aller Art: "Wir sind das erste Museum, das die Buchstaben bewahren und ihre Geschichte erzählen will", sagt Anja Schulze. Mit dabei ist auch eine Berühmtheit von der Kino-Leinwand: Das weiße zersprengte "E" aus Pappmaché fällt kaum auf zwischen den bunten Logos und meterhohen Buchstaben. "Dabei ist es unser Filmstar", sagt Dechant. Es zierte das Kino in Quentin Tarantinos Film "Inglourious Basterds", das in die Luft gesprengt wurde.