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Türkische Staatsbürger unter 25 Jahren, die nach Deutschland wegen Seminaren, Konferenzen oder Kulturveranstaltungen einreisen, brauchen seit Dezember nicht mehr die 60 Euro für ein Visum zu bezahlen. Und ab jetzt gilt diese Regel auch für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren. Gut für Familien und gut für mehr Begegnungen.
Am Sonntag erleben die Zuschauer des ZDF etwas Ungewöhnliches. Jeden Sonntag überträgt der Fernsehsender einen katholischen oder evangelischen Gottesdienst aus einer anderen Stadt. Morgen aber kommt die Sendung nicht aus einer Kirche in Deutschland, sondern aus der Türkei. Vor 150 Jahren wurde die evangelische Kreuzkirche in İstanbul in der Nähe des Taksim-Platzes gebaut. Die Pfarrerin Ursula August will auch den Erlass der Regierung Erdogan ansprechen, nach dem den christlichen Kirchen und den Juden die enteigneten Grundstücke zurückgegeben werden sollen. Auf diesem Weg der Anerkennung auch anderer Religionen sollte die Regierung weitergehen. Vielleicht wird ja irgendwann einmal ein muslimisches Gebet aus der im Bau befindlichen Kölner Moschee oder aus Duisburg übertragen...
Zu einer kulturellen Begegnung kommt es ebenfalls am morgigen Sonntag in Berlin. Die berühmten Berliner Symphoniker veranstalten mit dem Konservatorium für türkische Musik ein Konzert, das eine Symbiose versucht zwischen türkischer und deutscher Musik. Ertugul Bayraktarkatal aus İstanbul und Nuri Karademirli komponierten eine sinfonische Legende auf das türkische Märchen "Der smaragdgrüne Phönix", bei dem versucht wird, die Einstimmigkeit der türkischen Musik mit der Mehrstimmigkeit der "europäischen" Musik zu vereinen. Um 16 Uhr geht es los in der Philharmonie. Ein Fest für die ganze Familie.
Als ich mit meiner Familie am Jahresende in İstanbul war erlebte ich eine Begegnung der besonderen Art. Ich traf zwischen Hagia Sofia und Blauer Moschee Fikret Kılıç, der 15 Jahre in Köln als Busfahrer gearbeitet hatte und die Domstadt am Rhein wie seine Westentasche kennt. Er erzählt mir, dass er sehr beliebt war bei seinen Fahrgästen, weil er immer als Busfahrer "türkisch" gefahren sei. Wenn unterwegs Fahrgäste gewunken hätten, habe er immer angehalten und sie mitgenommen. Warum haben wir eigentlich nicht mehr auch deutsche Busfahrer, die "türkisch" fahren, das heißt den Service für die Fahrgäste in den Mittelpunkt stellen, auch wenn es keine offizielle Haltestelle gibt?
Wie ist Fikret Kılıç nach Deutschland gekommen, frage ich ihn und wieso ist er heute in İstanbul? Ausgewandert ist er zunächst in die Niederlande, aber dann hat er 1976 seine Frau im Kölner Karneval kennengelernt. So blieb er am Rhein der Liebe wegen, doch seine Frau, die Lehrerin war, ist früh verstorben. Zurück in İstanbul sucht er jetzt die Nähe zu deutschen Touristen. Man spürt, die Liebe zu Köln und zu Deutschland lässt ihn nicht mehr los. Fikret Kılıç und viele andere sind beste Botschafter der deutsch-türkischen Freundschaft.