Asli Bayram spricht gegen Fremdenhass

Was passierte am 9. November 1938? In der Nacht vom 09. auf dem 10. November 1938, in der es im Deutschen Reich zu schweren Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger kam. Angefacht durch die Propaganda von Goebbels wurden jüdische Wohnungen und Geschäfte geplündert, Friedhöfe wurden geschändet und fast alle Synagogen zerstört. Zahlreiche Juden wurden ermordet, tausende verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt.

Vorbild ist Anne Frank
"Bis ins Mark erschauern müssen wir im Angesicht der furchtbaren Wahrheit über die Nazizeit, in den gnadenlose, grausamste Untaten verrichtet wurden, von gnadenlosen, grausamen Menschen, Verbrechern allesamt", alarmiert uns Asli Bayram (29) in ihrer Gedenkrede, welche sie heute vor dem jüdischen Mahnmal im Pollheimerpark in Wels (Österreich) hält.
Asli Bayram gewann 2005 den Titel zur Miss Germany, ihr eigentlich beharrlicher Wunsch war es, Schauspielerin zu werden. Mit ihrer Solorolle in "Anne Frank - Das Tagebuch" wurde sie international bekannt und heute reist sie als angesehene Schauspielerin und Autorin durch die Welt. Anne Frank, ein jüdischen Mädchen, welches in einer versteckten Kammer in der nationalsozialistischen Zeit ein Tagebuch verfasste, sieht die hübsche Schauspielerin als Vorbild und zitiert sie in ihrer Autobiografie "Grenzgängerin": "Ich muss arbeiten, um nicht dumm zu bleiben, um weiterzukommen, um Journalistin zu werden, das will ich! Ich weiß, dass ich schreiben kann... Ich will fortleben, auch nach meinem Tod." Der Traum von Anne Frank wurde wahr, ihr Tagebuch gehört zu den international meistgelesenen Büchern und auch Asli Bayram hatte einen Traum, welchen sie sich mit viel Mut und Eifer ermöglichte.

Asli bedeutet Wahrheit
"Es ist eine bittere Erkenntnis, dass Welt und Menschheit sich trotz der Entwicklung der Informationsgesellschaft nur an der Oberfläche verändert haben aber unter der Oberfläche weiterhin das ewig gleiche Dämonenpaar waltet. Die zügellose Gewaltbereitschaft der Einen, das Schweigen und Wegsehen der Anderen", führt sie in ihrer Rede fort.
Ihren Namen Asli bekam sie, weil ihr Vater Ali hieß. Als sie die Welt erblickte, wurde die Familie mit dem vierten Mädchen beschenkt. Ihre Eltern wünschten sich noch einen Sohn und sie verließen sich auf eine alte türkische Sage, dass wenn der neugeborenen Tochter ein Name gegeben wird, der dem Namen des Vaters ähnlich ist, folgt als nächstes Kind ein Sohn und dies traf ein. Asli bedeutet "Wahrheit" und fortwährend identifiziert sich die junge Schauspielerin mit ihrem Namen. "Die Frage oder Suche nach der Wahrheit ist für mich ein zentrales Element des Denkens und Handelns und inmitten von Unwahrheiten und Lügen ein schmaler und steiniger Pfad, den immer weniger Menschen gehen wollen."

Ihr Vater wurde von Rechtsradikalen erschossen
Ihr Vater Ali Bayram starb 1994 in Darmstadt, er wurde von einem Rechtsradikalen erschossen, Asli selbst wurde dabei verletzt. Nur nach wenigen Jahren im Gefängnis wurde der Täter mit der Freiheit beschenkt. Ein Vater, der als Gastarbeiter mit seiner Frau nach Deutschland kam, sein Abitur nachholte und seine Kinder stets lenkte, eine gute Bildung in Deutschland zu absolvieren. Heute wäre der Vater genauso stolz, wie ihre alleinerziehende Mutter: als drei Anwältinnen und als Schauspielerin haben die vier Mädchen mit ihren sich selbst erfüllten Träumen den Traum des Vaters wahr gemacht, und auch der jüngere Bruder, noch Schüler, wird seinen Lebensweg finden. Heute hält die Schauspielerin eine Gedenkrede zur Reichspogromnacht in Österreich.
"Am Ende der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts, bitte ich im Namen meiner Generation um Verzeihung, dass WIR noch kein wirksames Mittel gegen Rechtsradikale, Neonazis, Hassfanatiker und ihren populistischen, politischen Nährboden gefunden haben. Wir müssen weiter danach suchen." Diese zur Besinnung gemahnenden Zeilen ihrer Erinnerung an den 9. November beenden ihre Ansprache, aber sie rufen auf, nie zu vergessen, zu handeln und unser Wirken auf die Zukunft zu richten. Die jungen Menschen von Heute bestimmen das Morgen.